Das am 25. Dezember 2021 erfolgreich mit einer europäischen Ariane-Rakete in den Weltraum gestartete James Webb Weltraum-Teleskop ist nicht nur erfolgreich mit Sonnensegeln und Spiegeln entfaltet worden. Sondern es ist am 24. Januar 2022 an seinem Zielort, dem Lagrange-Punkt L2 angekommen. Jetzt kann die bis zum Sommer dauernde Inbetriebnahmephase beginnen.
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Das James-Webb-Weltraumteleskop (engl.: James Webb Space Telescope, abgekürzt JWST oder Webb) ist ein Weltraumteleskop als gemeinsames Projekt der Weltraumagenturen NASA, ESA und CSA, das nach jahrelangen Verzögerungen am 25. Dezember 2021 mit einer Ariane-5-Trägerrakete zum Zielpunkt gestartet wurde. Das JWST soll von dem etwa 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Lagrange-Punkt L2 der Erde operieren.
Nach dem Start dauerte es einen Monat, um die Entfernung bis zum Lagrange-Punkt L2 zurückzulegen. Dann wurde das Triebwerk des Teleskops gezündet, um das James Webb Weltraum-Teleskop auf eine Kreisbahn um den Lagrange-Punkt L2 zu bringen. Das nachfolgende Video (und die Animation in diesem Tweet) zeigt in einer Animation, wie das Teleskop um diesen Punkt kreist.
(Quelle: YouTube)
Die Bahn ist so gewählt, dass nur minimal Treibstoff zur Bahnkorrektur benötigt wird. Gleichzeitig befindet sich das Teleskop immer auf der zur Sonne abgewandten Seite der Erde – quasi im Schatten – wobei es sich aber außerhalb des Schattens bewegt, um Strom für die Solarzellen zu bekommen (siehe auch den nachfolgenden Kommentar). Mit dem Sonnensegel soll der Infrarot-Empfänger von jeglicher Wärmestrahlung der Sonne abgeschirmt werden, so dass er auf −223 Grad Celsius abkühlt.
Die NASA hat diesen englischsprachigen Artikel zum Teleskop und diesen Beitrag zur Ankunft des Teleskops am Punkt L2 veröffentlicht. Dort finden sich auch einige Bilder, die die Entfernungen verdeutlichen. Details zum Teleskop und der Technik lassen sich auf Wikipedia nachlesen. heise weist in obigem Tweet auf die erfolgreiche Ankunft am Lagrange-Punkt L2 hin und hat diesen Artikel mit weiteren Details veröffentlicht.
Anmerkung: Ich bin von diesem Projekt extrem fasziniert. Meine beruflichen Wurzeln als Ingenieur liegen teilweise in diesem Bereich, habe ich nach einem Studium der Physikalischen Technik doch in der Luft- und Raumfahrttechnik angeheuert. Mein Ziel war ursprünglich an solchen Projekten mitzuarbeiten. Aber nach kurzer Zeit habe ich in diesem Bereich desillusioniert aufgesteckt, um mich anderen Interessen in der IT zu widmen – und bin am Ende als IT-Autor und Blogger gelandet. Aber die Berührungspunkte sind immer noch da. Raumfahrttechnik in Aachen zu studieren, habe ich mir zwar verkniffen. Aber so einige Bücher aus diesem Bereich sind bei mir im Regel gelandet.
Ich muss es beim Ausmisten meines Büros vor einem Jahr weggeworfen haben – ein Werk über Bahndynamiken von Satelliten im Weltraum. Ich bewundere, wie die Mathematiker die Flugbahn des James Webb Teleskops vom Start in Südamerika bis zum Lagrange-Punkt L2 berechneten. Aber auch all die anderen Ingenieurskollegen haben über Jahrzehnte unglaubliche Leistungen erbracht, um dann auf den Punkt zu liefern. Die letzten Monate habe ich auf Twitter verfolgt, wie das Teleskop vor dem Start montiert und getestet wurde. Und dann ging mal wieder was nicht, so dass alles demontiert und am Ende des Tages ein defektes Kabel getauscht werden musste. Zum Glück hat man das gefunden, denn im Weltraum wäre keine Reparatur möglich. Im Moment sieht es so aus, als ob die vielen Punkte, an denen diese Mission hätte scheitern können, erfolgreich gemeistert wurden. Jetzt bin ich gespannt, welche wissenschaftlichen Entdeckungen mit James Webb möglich werden.
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Der L2-Punkt ist zwar im Schatten der Erde, aber das Teleskop muß dennoch im direkten Sonnenlicht sein, da sonst die Solarzellen keinen Strom liefern können. Deswegen auch die Kreisbahn um den Lagrange-Punkt und kein stationärer Aufenthalt direkt da. Für die Abschirmung des Spiegels und der Kameras ist nur die mehrlagige Markise da.