Wissen zur Schmerzbehandlung mit TENS – III

GesundheitNeben der in Teil II erwähnten elektrischen Muskelstimulation (EMS) bieten die meisten Heimgeräte auch eine elektronische Schmerzbehandlung mittels TENS. In Teil III gehe ich auf diese Technik ein.


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Elektrische Reize in der Schmerztherapie haben eine sehr lange Geschichte. Bereits  2.000 Jahre vor Christus versuchten Mediziner in Ägypten Patienten mit Neuralgien und Gicht durch Strom zu behandeln (siehe dieses Buch zur Pallativmedizin). Dazu wurde der im Nil vorkommende Zitteraal eingesetzt, eine wahrlich brachiale Methode. Seit den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts wird TENS aber gezielt mit elektronischen Geräten zur Schmerzbekämpfung verwendet.

TENS = Transkutane Elektrische Nervenstimulation

TENS (englisch Transcutaneous Electrical Nerve Stimulation) basiert auf dem Prinzip, dass Schmerzreize über Stimulation der Nerven blockiert oder reduziert werden und so nicht mehr im Gehirn ankommen. Die theoretische Basis wurde in den 60er Jahren durch die "Gate-Control-Theory" der Wissenschaftler Ronald Melzack und Patrick D. Wal bereitet. Dicke Nervenfasern können sogenannte Schmerztore schließen, der Schmerz kommt nicht im Gehirn an. Werden Nerven stimuliert, leiten dünne Nervenfasern den Schmerz zum Gehirn weiter. Durch einen Reiz auf den dicken Nervenfasern kann die Schmerzweiterleitung blockiert werden. Das kann zum Beispiel durch einen Tastreiz erfolgen (drücke ich mit dem Finger auf die schmerzenden Muskeln, ist nimmt der Schmerz ab).

Genau dies macht sich die TENS-Methode zu Nutze, indem ein geringer Strom über die dicken Nervenfasern übertragen wird. Dadurch lässt sich der Schmerzreiz blockieren oder reduzieren. Eine sehr eingehende Beschreibung dieses Ansatzes findet sich auf dieser Webseite. Dort findet man auch Hinweise, welche TENS-Varianten es so gibt.

  • Ein recht lesenswerter Artikel der Apotheken-Umschau zum Thema TENS ist hier einsehbar.
  • Und auch hier ist ein Übersichtsartikel erschienen, der sich mit der Schmerzlinderung durch TENS auf allgemeiner Basis befasst.
  • In diesem Buchauszug auf Google Books wird das Thema im Rahmen des 'Schmerzmanagement in der Pflege' behandelt.
  • Im Google Books Buchauszug hier geht es um 'TENS: transkutane elektrische Nervenstimulation in der Schmerztherapie'.
  • Der Google Books Buchauszug hier befasst sich mit der Thematik im Umfeld der Sportmedizin.

Die Google Books-Auszüge sind u.U. ganz hilfreich, falls man über diese Werke weiterführende Informationen benötigt.

Die Studienlage zur Wirksamkeit von TENS ist sehr gut – dieses Cochrane-Review wertet 19 Einzelstudien aus. Die Wirksamkeit von TENS war besser als Placebo-TENS (ohne elektrischen Strom) bei der Reduzierung der Intensität akuter Schmerzen. Leider war aber die Reduzierung der Schmerzen nicht in allen Studien konsistent. Dieses Ergebnis basierte auf einer Analyse von nur sechs der 19 Studien. Die Zahl der Patienten war nicht ausreichend, um einen festen Abschluss zu ziehen. Dieses Cochrane-Review zur Elektrotherapie bei Nackenschmerzen kann keine detaillierten Aussagen treffen, ob EMS hilft, bescheinigt TENS aber eine Reduzierung der Schmerzen.

Was man zu TENS wissen sollte

Bei der TENS-Methode lassen sich verschieden Programme anwenden. So wird von Low-TENS und weiteren TENS-Varianten gesprochen und die Geräte weisen sogenannte Han-Programme im TENS-Modus auf.

  • High Frequency Low Intensity TENS: Diese Methode verwendet Frequenzen zwischen 40 und 150 Hz bei Impulsdauern zwischen 10 und 150 µs zur Schmerzlinderung.
  • Low Frequency High Intensity TENS: Die Methode arbeitet mit Frequenzen zwischen 2 und 4 Hz mit Einzelimpulsen, die eine Phasendauer zwischen 200 und 400 µs aufweisen. Diese Variante führt nach ca. 20 Minuten zur Ausschüttung natürlicher Schmerzhemmer (Beta-Endorphin).
  • Burst TENS: Diese Methode arbeitet mit Impulskaskaden, um die Muskulatur anzuregen.
  • High Frequency High Intensitiy TENS: Arbeitet mit Frequenzen zwischen 60 und 100 Hz und Phasendauern zwischen 100 bis 300 µs. Kommt im Sportbereich zur Anwendung.

Die gängigen EMS-/TENS-Geräte werden die obigen TENS-Varianten vermutlich nicht namentlich aufführen, sondern in den Programmbeschreibungen nur die Frequenzen und Impulsdauern benennen. Man sollte als Patient also ausprobieren, auf welche Variente der Körper am besten anspricht.

  • Eine hochfrequente TENS-Anwendung mit Frequenzen um die 120 Herz hilft oft bei neu auftretenden akuten Schmerzen, wie man auch hier nachlesen kann. Das setze ich zum Beispiel zur Schmerzlinderung ein.
  • Eine niederfrequente TENS-Anwendung arbeitet mit 2 Herz und führt zu wahrnehmbaren Zuckungen der Muskulatur. Die Theorie: Durch die Muskelzuckungen werden schmerzhemmende, opiumähnliche Substanzen vom Körper ausgeschüttet, die den Schmerz auch länger lindern oder blockieren.
  • Bei der HAN-Stimulation des chinesischen Forschers Prof. Han werden niederfrequente und der hochfrequente Stimulation kombiniert (siehe auch). Dabei wird alle 3 Sekunden zwischen 2 und 100 Hz gewechselt. Dadurch kann eine stärkere Schmerzlinderung erreicht werden. Viele Geräte bieten ein entsprechendes Programm an.

Generell empfiehlt es sich, weitere Informationen zu den TENS-Methoden beschaffen. Hier einige weiterführende Webseiten:

  • Auf der Webseite doccheck.com findet sich eine Übersicht von vier TENS-Varianten samt Einschätzungen, wo welche Methode hilft. Der Artikel geht auf viele Aspekte ein und befasst sich auch mit der in Studien untersuchten Wirksamkeit.
  • Ein Artikel zu TENS-Schmerzbehandlung, verfasst von einer Medizinerin ist hier abrufbar.
  • Eine ähnliche Übersicht, welche Frequenzen man bei der TENS-Behandlung einstellen kann und wie diese wirken, ist hier abrufbar.
  • Ein Hersteller eines solchen Geräts hat seine Bedienungsanleitung hier ins Internet gestellt. Diese ist sehr umfangreich und enthält viele nützliche Hinweise. Selbst Hinweise zur Platzierung der Elektroden gibt es.

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Diese Seite der deutschen Fibromyalgie-Vereinigung enthält noch einige Hinweise zu TENS. Hilfreich bei der Erkundung der TENS-Methode auch dieses TENS-Merkblatt eines Physiotherapeuten sein.

Elektrodenplatzierung bei TENS

Hinweise zur Elektrodenplatzierung bei TENS sind beispielsweise in diesem Beitrag beschrieben. Die Platzierung der Elektroden bei Schulterschmerzen ist in diesem Beitrag (gelöscht) des Anbieters Axion beschrieben. Hilfreiche Informationen lassen sich ebenfalls auf dieser Webseite der Schmerzhilfe (kommerzielle Seite, die Geräte anbietet) nachlesen.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen werden auf dieser Internetseite beschrieben. Insbesondere im Brustbereich in Nähe des Herzens, bei Implantaten und Herzschrittmachern sollte kein EMS wegen der Gefahr durch Störungen des Herzschlags oder anderer Risiken angewandt werden. Bei offenen Wunden darf TENS ebenfalls nicht eingesetzt werden. Dieser Artikel auf netdoktor gibt auch Venenentzündungen als Kontraindikation an. Sprechen Sie ggf. mit ihrem Arzt über die Verwendung von Reizstromgeräten zur EMS-Anwendung.

In Teil IV beschreibe ich eigene Erfahrungen mit dem Testgerät sowie mit TENS und EMS.

Artikelreihe
EMS/TENS-Geräte für Muskelaufbau/Schmerzbehandlung  – I
Wissen zum Muskelaufbau mit EMS – II
Wissen zur Schmerzbehandlung mit TENS – III
Eigene Erfahrung mit EMS/TENS und dem Gerät – IV

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