Astronomen der ESO sind gerade auf ein junges Sonnensystem gestoßen, bei dem sich mit hoher Wahrscheinlichkeit die Geburt eines neuen Planeten beobachten lässt. Dass hat die ESO letzte Woche in einer Veröffentlichung bekannt gegeben.
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Auf Twitter findet sich eine Kurzmitteilung der ESO-Außenstellen in Chile, die aber auf spanisch gehalten ist. Ich bin über diesen englischsprachigen Tweet auf die Information gestoßen.
Ah, the miracle of celestial life. https://t.co/4wYEx8kKLl
— CNET (@CNET) May 23, 2020
In der deutschsprachigen Mitteilung schreiben die Wissenschaftler, dass sie Anzeigen einer Planetenbildung in der Staubwolke um eine junge Sonne gefunden haben. Die Beobachtungen erfolgten mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (VLT) der ESO (European Southern Observatory) und haben deutliche Anzeichen für die Entstehung eines Planetensystems ergeben.
Das Ganze passiert bei dem jungen Stern AB Aurigae, der im Sternbild des Fuhrmanns in in 520 Lichtjahren Entfernung zu finden ist. Um den jungen Stern AB Aurigae herum liegt eine dichte Scheibe aus Staub und Gas, in der Astronomen eine markante Spiralstruktur mit einem "Knick" entdeckt haben. Dieser Knick markiert den Ort, an dem sich möglicherweise ein Planet bildet. Das beobachtete Merkmal könnte der erste direkte Beweis für die Entstehung eines Babyplaneten sein.
(Quelle: ESO/Boccaletti et al.)
Das obige Foto wurde hier veröffentlicht. Die Bilder des AB Aurigae-Systems zeigen die Scheibe um das System herum. Das Bild rechts ist eine vergrößerte Version des Bereichs, der durch ein rotes Quadrat auf dem Bild links angezeigt wird. Es zeigt den inneren Bereich der Scheibe, einschließlich der sehr hellgelben "Verdrehung" (weiß eingekreist), die nach Ansicht der Wissenschaftler die Stelle markiert, an der sich ein Planet bildet. Dieser 'Knick' liegt etwa in der gleichen Entfernung vom Stern AB-Aurigae wie Neptun von der Sonne. Der blaue Kreis unten rechts im Bild stellt die Größe der Umlaufbahn von Neptun dar.
"Tausende von Exoplaneten wurden bisher identifiziert, aber es ist wenig darüber bekannt, wie sie sich bilden", sagt Anthony Boccaletti, der die Studie des Observatoire de Paris, Universität PSL, Frankreich, leitete. Astronomen wissen, dass Planeten in staubigen Scheiben geboren werden, die junge Sterne umgeben, wenn kaltes Gas und Staub zusammenklumpen, so wie AB Aurigae. Die neuen Beobachtungen mit dem VLT der ESO, die in Astronomy & Astrophysics veröffentlicht wurden, liefern entscheidende Hinweise, die den Wissenschaftlern helfen, diesen Prozess besser zu verstehen.
"Wir müssen sehr junge Systeme beobachten, um den Moment zu erfassen, in dem sich Planeten bilden", sagt Boccaletti. Doch bisher waren die Astronomen nicht in der Lage, ausreichend scharfe und tiefe Bilder dieser jungen Scheiben aufzunehmen, um den „Knick" zu finden, der die Stelle markiert, an der ein Babyplanet entstehen könnte.
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Die neuen Bilder zeigen eine beeindruckende Spirale aus Staub und Gas um AB Aurigae, die sich 520 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Auriga (Fuhrmann) befindet. Spiralen dieser Art signalisieren die Existenz von Baby-Planeten, die das Gas "anschubsen" und dabei "Störungen in der Scheibe in Form einer Welle erzeugen, ähnlich dem Kielwasser eines Bootes auf einem See", erklärt Emmanuel Di Folco vom Astrophysik-Laboratorium von Bordeaux (LAB), Frankreich, der ebenfalls an der Studie teilgenommen hat. Während sich der Planet um den Zentralstern dreht, wird diese Welle zu einem Spiralarm geformt. Die sehr helle, gelbe "Knick-Zone" in der Nähe des Zentrums der neuen Aufnahme von AB Aurigae, ungefähr so weit vom Stern entfernt wie Neptun von der Sonne, ist einer dieser Störherde, an denen nach Ansicht des Teams ein Planet entsteht. Nachfolgendes Video zeigt noch eine Animation beim Flug in dieses Sternensystem.
(Quelle: YouTube)
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