Es gibt noch gute Nachrichten, wie ich finde. Kürzlich gaben die Hersteller von Impfstoffen gegen das Coronavirus bekannt, dass bis zum Jahresende genügend Impfstoffdosen vorhanden seien, um die Weltbevölkerung zu impfen. Dabei hatten sich viele Bürger noch Anfang des Jahres darüber echauffiert, dass kein Impfstoff bei komme. Und eine Menge Dumpfbacken – vor allem aus bestimmten politischen Ecken – kamen mit Enteignungs- und Verstaatlichungsphantasien aus der Versenkung. Bereits damals hielt ich diese Forderungen aus der sozialistischen Mottenkiste für hirnlos und kontraproduktiv.
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Es waren drei Meldungen, die mir die letzten Tage zu diesem Thema unter die Augen kamen, die die komplexe Gemengelage umreißen. Zuerst eine Referenz auf einen Forderung aus der sozialistischen Mottenkiste.
Man möge doch die Impfstofftechnologie freigeben
Bei SPON bin ich auf diesen Artikel gestoßen, der einen offenen Brief thematisiert, in dem 140 ehemalige Staatschefs und Nobelpreisträger die deutschen Kanzlerkandidaten auffordern, die Impfstoffpatente freizugeben.
Deutschland hat zur Entwicklung der erfolgreichsten Impfstofftechnologie gegen das Coronavirus Covid-19 beigetragen. Und es kann entscheidend dazu beitragen, diese Pandemie zu beenden, wenn es sich jetzt über Pharma-Monopole hinwegsetzt und darauf besteht, dass diese Technologie geteilt wird.
Die Kanzlerkandidaten und die -kandidatin müssten sich, so das Schreiben, für den Verzicht auf geistige Eigentumsrechte und den Transfer von Technologien für die Impfstoffe aussprechen und das zur politischen Aufgabe einer künftigen Regierungskoalition machen. Da sind sie wieder, die wohlmeinenden Gutmenschen, die den größten Unsinn verzapfen.
Zur Erinnerung: Bundeskanzlerin Merkel hat sich aus gutem Grund gegen diese Freigabe der Impfstoffpatente ausgesprochen. Ohne die Arbeiten bei Biontech, Curevac etc. wären wir Ende 2020 nicht in der Lage gewesen, uns überhaupt über Impfstoffe zu streiten. Und Pharma-Monopole kann ich persönlich in diesem Feld nicht erkennen.
Und noch eine Erinnerung: Personen wie François Hollande aus Frankreich, die ehemaligen Premierminister José Luis Zapatero (Spanien) und Gordon Brown (Großbritannien) sind schlicht abgewählt worden. Was die österreichische Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek substantielles zu diesem Thema beitragen könnte, erschließt sich mir auch nicht. Da ist schlicht eine Luftnummer in eine große Tüte gepackt worden und SPON hat es transportiert. Bleibt zu hoffen, dass die Empfänger des offenen Briefes genügend Hirnschmalz haben, diesen Schmonsens zu ignorieren.
Auch die Diskussion über die Freigabe der Impfstoffpatente, Anfang des Jahres, war an Hirnrissigkeit und Bigotterie kaum zu toppen. US-Präsident Biden unterstützte die Freigabe der Patente, untersagte im gleichen Atemzug aber den Export der benötigten Vorgängermaterialien – scheinheiliger geht es (n)immer. Auch ist mir die Forderung nach Freigabe der Biontech-Patente und Verstaatlichung der Impfstoffproduktion, vor allem aus linken Kreisen in Deutschland im Ohr. So mancher Journalist und so mancher Gutmensch fühlte sich befleißigt, entsprechende Forderungen zu erheben. Mal schauen, ob das was gebracht hätte …
Die Kehrseite der Medaille
Die Argumentation der Fachleute gegen die Freigabe der Patente oder Verstaatlichung der Produktion basierten seinerzeit wie heute auf zwei Füßen. Durch eine staatliche Eigentümerschaft lässt sich keine Beschleunigung der Impfstoffproduktion erreichen. Ein Teil meiner beruflichen Wurzeln liegt in der Pharmaindustrie. Aus dieser Zeit weiß ich, dass der Aufbau von Produktionsanlagen und die Schulung des Personals eine bestimmte Zeit beansprucht. Wir reden über Planungs-, Bau- und Inbetriebnahmezeiträume von mehreren Jahren.
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Für mich war und ist nicht erkennbar, das Enteignung und Transfer irgend etwas beschleunigt, im Gegenteil. Die meisten staatlichen Projekte zeichnen sich durch Kostenexplosionen, Verzögerungen und Missmanagement aus.
Der Fall, wo ein Auftragsfertiger aus dem Pharmabereich (also ein Unternehmen mit erprobten und von der US-FDA zertifizierten sowie zugelassenen Produktionsabläufen) Eingangsstoffe von Johnson&Johnson und Astra Zeneca verwechselte und 60 Millionen Impfdosen vernichtet werden mussten, ist ein typisches Beispiel, welches zeigt, was schief gehen kann.
Und noch eines sollte man sich klar machen: Warum sollte jemand sein Können oder sein Geld in eine Entwicklung eines Impfstoffs investieren, wenn ihm die Früchte nach Erreichen des Ziels weggenommen werden? Nur mal zur Erinnerung: Eine Menge Investoren haben in Firmen wie Curevac oder Novavax viel Zeit und Geld investiert – beide Hersteller haben es bisher aber nicht bis zu einem zugelassenen Impfstoff geschafft.
Auch der Hersteller Biontech arbeitet kontinuierlich an der Weiterentwicklung seiner mRNA-Impfstoffe samt Anpassungen an Mutationen. Gerade bei der SARS-Cov-V2-Variante aus Südafrika erwies sich ja gegen den Astra Zeneca-Impfstoff als wenig wirksam. Südafrika gehörte aber zu den Ländern, die die Freigabe der Impfstoffpatente forderten. Wer wird da noch in die Weiterentwicklung investieren, wenn es solche Forderungen bzw. Entwicklungen von politischer Seite gibt?
Eben noch einen Film über die Menschen von Sylt gesehen. Ein Schäfer trieb mit Hilfe der Familie und Bekannten mit großer Mühe seine Schafe, die zum Beweiden der Deiche und Wiesen gehalten werden, zur Schur zusammen. Die Tiere waren dann in einer Einzäunung vor einer Scheune eingehegt, um am nächsten Morgen zur Schur in die Scheune geholt zu werden. O-Ton des Schafhalters: Meine größte Angst ist, das heute Nacht Gutmenschen kommen und ein Tor öffnen, weil die armen Tiere ja eingesperrt sind.
Den Unsinn der obigen Forderung nach Freigabe der Impfstoffpatente wird noch an einem anderen Punkt deutlich. Gerade was Biontech betrifft, steht deren Agenda ja erst am Anfang. Neben der Anpassung des mRNA-Impfstoffs an neue SARS-Cov-V2-Varianten, was Forschung sowie Zulassungsstudien erfordert, zielen die Forscher ja auch auf die Krebsbekämpfung. Das war ja das Kernfeld der mRNA-Forschung, bevor die Vorstände angesichts der COVID-19-Pandemie beschlossen, das vorhandene Wissen in die schnellstmögliche Entwicklung eines COVID-19-Impfstoffs zu stecken.
Gerade passend ist mir dieser Artikel aus dem Manager Magazin unter die Augen gekommen. Die Biontech-Ankerinvestoren Andreas und Thomas Strüngmann sprechen über die Pläne, das Unternehmen zu einem starken und eigenständigen Pharmakonzern in Deutschland zu machen, der auch das "Powerhouse für Krebstherapien" werden soll. Selbstredend, dass die Investoren die Freigabe der Impfstoffpatente ablehnen – und das ist auch gut so.
Weltweiter Bedarf an COVID-19-Impfstoff abgedeckt
Die letzte Meldung zum Thema, die die Luft aus dem sozialistischen Versuchballon "Patentfreigabe, weil nur so die COVID-19-Pandemie eingedämmt werden kann" raus lässt, ist mir ebenfalls die Tage unter die Augen gekommen. Oben im Text hatte ich ja erwähnt, dass die Forderung nach Verstaatlichung der Produktion und Freigabe der Patente schlicht Humbug und Populismus sei, weil das keine schnellere Bereitstellung von Impfstoffen bringt. Die Fachleute argumentierten, dass in absehbarer Zeit die Produktion von Impfstoffen durch die etablierten Werke in erforderlicher Qualität und ausreichender Menge erfolgen werde.
(Quelle: Pexels/Pixabay CC0 Lizenz)
In diesem Artikel des Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vom 7.9. 2021 konnte ich lesen, dass inzwischen fast jeder dritte Mensch auf der Erde vollständig gegen das Coronavirus geimpft sei. Bis Ende 2021 werden zwölf Milliarden Impfstoffdosen produziert, wonach laut Experten der weltweite Bedarf gedeckt ist.
In den Ländern USA, Kanada, und Großbritannien sowie in der EU stehen bald so viele Impfdosen bereit, dass diese nicht gebraucht werden und rund 500 Millionen Impfdosen an andere Staaten weitergeben werden könnten.
Für das Jahr 2022 rechnet der Pfizer-Vorstandschef (Lizenznehmer und Hersteller des Biontech-Impfstoffs) mit einer Produktionssteigerung auf 4 Milliarden Impfdosen. Der Großteil geht bereits jetzt in die sogenannten ärmeren Länder.
Für 2022 geht man davon aus, dass die Impfstoffversorgung in Afrika so gut sein soll, dass – ähnlich wie in Europa und in den USA – nicht mehr der Frage stellt "kann man geimpft werden", sondern es läuft auf "wollen die Leute geimpft werden" hinaus.
Hält aber die oben erwähnten Gutmenschen nicht davon ab, erneut die Freigabe der Impfstoffpatente zu fordern. Merke: Hütet euch vor den Gutmenschen und deren wohlmeinenden Aktionen – und erst recht, wenn es sich um Politiker und Prominente handelt.
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