Wie kriegt es Deutschland hin, dass die Rente mit steigender Lebenserwartung stabil bleibt, die Leute aber nicht erst mit 70 Jahren oder später erst in den Ruhestand gehen können? Die Beiträge zur Rentenversicherung dürfen aber auch nicht steigen. Länger arbeiten, meinen Wirtschaftsforscher.
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Die demografische Entwicklung zeigt, dass jetzt mehr Leute aus den Boomer-Jahren in Rente gehen. Dem Arbeitsmarkt gehen also gut ausgebildete Arbeitnehmer verloren. Gleichzeitig wird aber die Zahl der Leute, die in die Rentenversicherung einzahlt, wird immer weniger. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung der Menschen in Deutschland, d.h. es fallen länger Rentenzahlungen an. Das ist eine toxische Kombination, die die Rentenversicherung in Deutschland – und damit die Politik – vor neue Herausforderungen stellt.
Das bedeutet entweder: Die Höhe der zu erwartenden Renten wird abgesenkt, was eigentlich keiner will und was auch bei kleinen Renten problematisch ist. Eine andere Option ist, dass die Beitragszahlungen zur Rentenversicherung steigen müssen (Arbeitgeber, Arbeitnehmer und/oder staatliche Zuschüsse). Auch dies wird man vermeiden wollen, um die Arbeitskosten nicht weiter in die Höhe zu treiben.
Eine weitere Möglichkeit ist, dass die Menschen länger arbeiten müssen, bis die gesetzliche Altersgrenze zum Eintritt in die Rente erreicht ist. Das haben wir ja derzeit mit dem Modell "Rente ab 67", bei dem die Altersgrenze für den Ruhestand schrittweise auf 67 Jahre angehoben wird. Jetzt die Lebensarbeitszeit bis zum Alter von 70 Jahren oder mehr anzuheben, wird schwierig. Während einige Menschen (z.B. meine Wenigkeit) auch mit 67, 68 oder mehr Jahren noch gerne ein wenig arbeiten, wird das in manchen Berufen nicht gehen – oder die Leute sind einfach körperlich fertig und können den Beruf nicht mehr ausüben.
Mehr Stunden pro Woche arbeiten
Der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, befasst sich mit seinen Mitarbeitern auch mit solchen Fragen. Nachdem die Heraufsetzung des Renteneintrittsalters politisch kaum durchsetzbar erscheint, die Rente aber auch nicht weiter abgesenkt werden kann, sind bereits zwei Optionen zur Steuerung entfallen. Bliebe noch die Erhöhung der Beitragszahlungen, was für den einzelnen Arbeitnehmer problematisch ist – es gibt weniger Netto vom Gehalt/Lohn – und die Arbeitskosten steigen.
Hüther macht nun einen Vorschlag, der die oben skizzierten Maßnahmen überflüssig macht, gleichzeitig den Fachkräftemangel etwas reduzieren könnte und trotzdem die Finanzierung der Rentenversicherung auf die kommenden Jahre sichert. Sein interessanter Vorschlag ist, dass die Menschen einfach täglich länger arbeiten, um das Rentensystem zu stabilisieren, und gibt einen Wert von 42 Stunden pro Woche an. Das Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland lässt sich hier nachlesen.
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"Da die Einnahmen durch Beitragszahler die Ausgaben der Rentenkasse schon lange nicht mehr abdecken können, finanziert der Bund die Kasse durch Steuereinnahmen mit. Im Jahr 2020 lagen diese Aufwendungen erstmals über der Marke von 100 Milliarden Euro. Für 2021 sieht der Bundeshaushalt 106 Milliarden Euro vor. Das ist mehr als ein Viertel des Bundeshaushalts. Experten zufolge könnte der Anteil in den kommenden Jahrzehnten auf mehr als 50 Prozent des Haushalts steigen."
Zitat aus
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/rentensystem-faq-101.html
Die Reformation des Rentensystems ist längst überfällig. Alles Andere ist m. E. Flickschusterei.