Es sieht für mich so aus, als ob der britische Milliardär Richard Branson mit seinem Unternehmen Virgin Galactic eine finanzielle Bruchlandung hin legen könnte. Er bräuchte frisches Geld für einen Nachfolger seines Raketenflugzeugs, mit dem er Touristen an den Rand des Alls bringen will, hat das aber wohl nicht.
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Was will Virgin Galactic
Richard Branson verfolgt mit seinem Unternehmen Virgin Galactic Touristen mit einem widerverwendbaren Raumschiff in den nahen Weltraum zu befördern. Erste Flüge ohne Passagiere fanden ja bereits statt. Im Jahr 2014 kam es bei einem Testflug zu einem tödlichen Absturz des Space Ship Two Enterprise von Virgin Galactic. Darauf hin wurden alle Testflüge ausgesetzt.
Eigentlich sollte 2007 der kommerzielle Betrieb mit Touristenflügen in 100 km Höhe mit dem raketengetriebenen Flugzeug Space Ship One beginnen. Aber nach tödlichen Unfällen dauerte es 17 Jahre, bis zum 29. Juni 2023, bis der erste kommerzielle Flug in 85 km Höhe mit dem Space Ship Two Enterprise durchgeführt werden konnte. Das Raumschiff kann zwei Piloten und sechs Passagiere transportieren und 100 km Höhe erreichen.
Insolvenz von Virgin Orbit
Das Raumfahrtunternehmen Virgin Orbit des britischen Milliardärs Richard Branson verfolgte den Plan, Raketen von einem Flugzeug in den Weltraum zu schießen. Leider hat das Geschäftsmodell nicht funktioniert, denn im April 2023 hatte ich im Beitrag Virgin Orbit geht in Insolvenz bereits über die finanzielle Schieflage des zweiten Raumfahrtunternehmens Virgin Orbit berichtet. Dem Unternehmen ging das Geld aus, es wurde zahlungsunfähig und hat einen Insolvenzantrag eingereicht. Damit dürfte deren Geschäftsmodell, Raketen von einem Flugzeug in den Weltraum zu schießen, nach meiner Einschätzung am Ende sein.
Virgin Galactic: Es bräuchte frisches Geld
Zurück zum zweiten Raumfahrtunternehmen von Richard Branson. Eigentlich sollte Virgin Galactic ab August 2023 monatlich ein Flug an den Rand der Atmosphäre starten, damit das Vorhaben Geld in die Kassen des Unternehmens spült. Ein Ticket kostet jetzt 450.000 US-Dollar (früher waren mal 200.000 Dollar anvisiert).
Aber es sieht nicht wirklich rosig für Richard Branson mit seinem Unternehmen Virgin Galactic aus. Das Raumfahrtunternehmen Virgin Orbit des britischen Milliardärs Richard Branson ist auch da das "Geld ausgegangen".
Nun gab es die Meldung, dass Anfang 2024 noch ein Flug folgen soll. Danach soll Pause sein, da es frisches Geld benötigen würde, um die Flüge durchzuführen. Bereits im September 2023 hat Virgin Galactic 185 Mitarbeitern (ca. 18 Prozent der Belegschaft ) gekündigt, um Geld zu sparen. Seinerzeit hatte man noch 1 Milliarde US-Dollar in Reserve – aber das reicht für den Geschäftsbetrieb mit den geplanten Aktivitäten nicht aus.
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Problem ist, dass Virgin Galactic mit dem Spaceship Two keine Möglichkeit für einen kostendeckenden Betrieb sieht. Im dritten Quartal 2023 hat das Unternehmen 91 Millionen Dollar Verlust angehäuft – das vierte Quartal 2023 wird noch verlustreicher.
Das Unternehmen bräuchte ein neues Raketenflugzeug, "Delta-Class" genannt, welches neben den beiden Piloten sechs Passagiere (statt der bisher vier zahlenden "Gäste") an den Rand des Weltraums befördert und diesen dort für wenige Sekunden Schwerelosigkeit bietet.
Man hat daher in Phoenix, Arizona, USA, eine Fertigungsstätte für die neuen Raumfahrzeuge eingerichtet. Der Plan ist, Mitte 2024 dort den Betrieb aufnehmen. Die Idee ist, die ersten beiden Delta-Class-Flugzeuge 2026 für den Betrieb bereitzustellen.
Nun kommen wir zum Problem: Die spannende Frage ist, ob die finanziellen Reserven von 1 Milliarde US-Dollar, die Ende September 2023 noch vorhanden waren, für den Bau der beiden Delta-Class-Raketenflugzeuge und den dann aufzunehmenden Betrieb (samt vorherigen Tests) reicht.
Richard Branson zeigt sich gegenüber der Financial Times aus England optimistisch, dass die Firma mit dem Geld auskomme. Auf dem Kapitalmarkt bekommt Branson für Virgin Galactic wohl kein frisches Geld und seine eigene finanzielle Potenz sei nach Corona auch angeschlagen – "man habe diesbezüglich keine tiefen Taschen mehr", gab er zu Protokoll.
Die Börse hat das sehr negativ aufgenommen, die Aktie stürzte ab. Das Interview mit der Financial Times ist nur mit Abo möglich. Die Kollegen von heise haben das Thema aber in diesem Artikel aufbereitet.
Blue Origin hatte auch Pause
Die Firma Blue Origin des Amazon Gründers Jeff Bezos befördert auch Touristen mit einer Rakete in den Weltraum (siehe Blue Origin NS21-Mission: 6. Tourismus-Flug in den Weltraum. Die letzte (und sechste) Mission NS22 mit sechs Passagieren – es gibt keinen Piloten – fand am 4. August 2022 statt.
Im September 2022 gab es einen Fehlstart der Rakete "New Shephard", wobei bei diesem Flug (Mission NS23) keine Passagiere (sondern nur Experimente der NASA) an Bord waren. Das führte zu einer Pause der bemannten Starts – und es hieß, dass man Ende 2023 die Flüge wieder aufnehmen wolle.
Beim Schreiben des Artikels am gestrigen Mittwoch stieß ich dann auf diese Ankündigung, dass Blue Origin den nächsten unbemannten Flug zum 18. Dezember 2023 durchführen will. Beim Flug sollen 33 wissenschaftliche und Forschungsnutzlasten sowie 38.000 Postkarten in der Kapsel an den Rand des Weltraums mitgenommen. Hier muss die US-Flugaufsicht (FAA) aber noch ihr OK geben.
Einen sogenannten Zero-G-Flug kann man übrigens für deutlich weniger buchen – auf dieser Webseite gibt es die Flüge mit einem Airbus 310, Abflug in Frankreich – quasi ein Schnäppchen.
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Was ist das für eine Business Mission Touris ins All zu bringen? Da hätte er besser ne Gondel zum Everest Gipfel gebaut ;-)