Heute mal eine kleine Geschichte zum Wochenende, die sich um das Thema Kaffee und Kaffeezubereitung samt Kaffeemühlen und so weiter dreht. Bin ja wieder mal zum Thema gekommen, wie die Jungfrau zum Kind. Da gibt es jemanden, der mir erzählte, dass es kürzlich eine Kaffeemühle gab. So ein modernes Ding mit allem Drum-und-Dran, was von Fritten backen, über Wäsche waschen bis zum Kaffee-kochen alles kann – und ich ja darüber bestimmt eine Geschichte schreiben könne …
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Das Corpus Delikti, oder es war wohl Weihnachten
Es fing ja ganz harmlos an, nur eine hingeworfene Bemerkung: Zu Weihnachten haben wir eine elektrische Kaffeemühle bekommen (ich bin ja wie du weißt passionierter Kaffeetrinker). Ein so talentierter Schreiberling wie du, könnte daraus sicher eine nette Geschichte machen.
Oh ha, wie kommst Du aus der Nummer heraus? Keinen Plan, Null, nichts, niente … und so als eingefleischter Kaffee-Noob erst Recht eine Herausforderung. Aber dann ist mich doch noch ganz spontan eine Geschichte angesprungen, zumal das Thema wohl in der Luft lag, denn es gab im November diesen SPON-Beitrag, und dann kamen mir im Dezember noch ein Beitrag in SPON sowie im Januar ein FAZ-Artikel unter die Augen.
Die Kaffeemühle bei Oma
Da gab es noch die Anmerkung: Auf jeden Fall hatten wir früher (TM) wie ihr wahrscheinlich auch eine Hand-Kaffeemühle. Der Kaffee wurde dann aufgebrüht (Kaffee in eine Kanne, heißes Wasser drüber, ziehen lassen) … Ja, ich erinnere mich an Oma und die Kaffeemühle aus Holz, wie sie in ihrer Kittelschürze in ihrem Sessel saß und dann mit einer Handkurbel Kaffee für die Familie gemahlen hat, so dass Mutter das Kaffeemehl in einen Filter geben und Kaffee für die Familie aufbrühen konnte.
Kaffeemühle, Quelle: Pexels, Tom Swinnen, freie Nutzung
Im Gegensatz zum Modell aus dem obigen Foto wurden die Kaffeebohnen oben in eine aufklappbare Öffnung geschüttet, die dann verschließbar war – so konnte nichts herausfallen, wenn die Kaffeemühle mal schräg auf dem Schoß gehalten wurde – hohe Ingenieurskunst, die sich in der Entwicklung niedergeschlagen hatte (High Tech der 50er Jahre).
Die Wohnküche roch immer so toll nach frisch gemahlenem Kaffee – und das Größte war Samstag Nachmittag, wenn die Dielen frisch gebohnert waren und Mutter Streuselkuchen frisch gebacken hatte.
Nur mit dem Kaffee hatte ich es nicht so, ich habe erinnerungsmäßig nur Leitungswasser, Früchtetee und wohl Kakao getrunken (mit Milch konnte man mich jagen, seit ich im Vorschulalter die frisch von Vater mit Insektenschutzmitteln gespritzten Stachelbeeren genascht – und Mutter sowie Oma das gestanden hatte – worauf Oma pragmatisch meinte "gibt dem Jungen einen Liter Milch, dann kommt alles raus" – aber es kam nichts raus, die Leber hat es auch überstanden, aber seit diesem Tag geht Milch überhaupt nicht mehr – nicht mal beim Kochen kann ich schmecken, ob die noch gut ist). Wilde Jugend halt – und die Kaffeemühle muss beim Schwager in der "Retro-Sammlung" mit alten Dreschflegeln, Waffeleisen etc. gelandet sein.
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Ach ja, als Kind der 50er Jahre ist mir auch noch "Muckefuck" ein Begriff, den es als Malzkaffee gegeben haben muss. Mir spuckt da der Begriff Ovomaltine im Hinterkopf herum – und ich erinnere den Spruch (muss wohl zu meiner Erstkommunion gewesen sein) "hach, ihr leistet euch echten Bohnenkaffee, wie schön". Zichorienkaffee hat es aber bei uns nie gegeben.
Die Kaffeemühlenreparatur
Und dann gibt es noch die Krups 50 (elektrische Kaffeemühle) in unserem Haushalt – war ein Hochzeitsgeschenk, was bald 46 Jahre auf dem Buckel hat. Meine Frau meint "Solange das Ding funktioniert hält die Ehe" … behandeln wir sie wie ein rohes Ei.
(Krups 50 Kaffeemühle, Quelle: eBay)
Nun ja, das Teil lebt noch, wird aber selten benutzt. Früher (TM) habe ich schon mal Kaffeebohnen für die Espressomaschine gemahlen. Aber der Mahlgrad war nie optimal und es war ewig Stress – also kauft meine Frau sowohl Kaffee als auch Espresso fertig gemahlen. Die Krups 50 ist im Einsatz, um schon mal Puderzucker herzustellen – und beim letzten Einsatz habe ich Anissterne zerkleinert, weil ich nicht genügend gemahlenen Anis für meine Anisplätzchen hatte (Anfängerglück: Anisplätzchen 2020).
Aber der Anblick der Krups 50 weckt dann sofort Erinnerungen an die siebziger Jahre. Von 1969 bis 1973 habe ich eine Lehre im Elektrohandwerk absolviert – und recht früh gehörte "schau mal, ob sich die Kaffeemühle reparieren lässt" zu meinem Job. Manchmal musste ein ausgerissenes Kabel getauscht werden, manchmal waren die Kohlen des Stromabnehmers am Anker des Motors auszuwechseln. War aber der Motor durchgebrannt oder sonst was kaputt, ließ sich das Gerät wirtschaftlich nicht reparieren.
Aus dieser Zeit ist mir eine Episode hängen geblieben. Ein jüngerer Lehrling hatte eine Kaffeemaschine zur Reparatur in den Fingern und stellte fest, dass vermutlich ein Kondensator oder der Motor kaputt, eine Reparatur also wirtschaftlich nicht möglich war. Auftraggeber war ein alter Schlesier, der nach dem Krieg vertrieben worden war. Der Herr fragte also detailliert nach, warum die Kaffeemühle nicht mehr zu reparieren wäre – und der Stift meinte wahrheitsgemäß "da ist wohl der Konsensator oder der Motor kaputt". Und dann fiel der berühmte Spruch, der mir auch nach 50 Jahren noch in Erinnerung ist "Wos, wegen eine Kondensotor schmeißt's ihre a ganze Kaffeemielen fort?" … lang ist's her, und der damalige Stift seit einigen Jahren wohl in Rente.
Ich Kaffee-Saulus …
Und da waren dann noch die Aussagen im obigen Kontext zur neuen elektrischen Kaffeemühle: Jetzt haben wir also eine Kaffeemühle. Die ist aber nicht zu vergleichen mit den ersten elektrischen Kaffeemühlen. Man kann den Mahlgrad einstellen und sie sieht natürlich auch stylisher aus. Dazu gehört eine Waage, die auf 10-tel Gramm genau wiegen kann. Damit ist die Dosierung genauer festzulegen. […] Damit ist das Verhältnis Wasser – Kaffee genauer zu bestimmen und das Ergebnis wird reproduzierbar. […] Jetzt muss ich nur noch den geschmacklich passenden Kaffee finden. Es bleibt spannend…
Kaffeebohnen
Da wurde ich doch angesichts dieser Wissenschaft ganz so klein, ich hätte mit Hut unter einer geschlossenen Tür durchlaufen können. Also in Bezug auf Kaffee bin ich ja absoluter Noob … In der Jugend habe ich höchstens mal eine Tasse kalten Kaffee getrunken, wenn der Durst gar zu groß war. Sonst gab es Tee – erst Früchtetee und später schwarzen Tee. Seit meinem Aufenthalt in Marokko, Anfang der achziger Jahre, ist es beim Frühstück die marokkanische Variante (Schwarzer Tee mit Minze, die ich im Garten ziehe und als Jahresvorrat trockne). Meine Frau hat da zu Beginn auch munter mit Tee getrunken, ist dann aber in der ersten Schwangerschaft auf Kaffee umgeschwenkt.
Seit meinen Arbeitsaufenthalten in Japan, Ende der achziger, Anfang der neunziger Jahre, habe ich zudem grünen japanische Tee schätzen gelernt – den gibt es aber nicht zum Frühstück, sondern schon mal am Nachmittag. Also nix mit Kaffee …
In Erinnerung ist mir auch noch ein Arbeitsaufenthalt in L´Aquilla in den Abruzzen (Italien), wo der Werksleiter mich nicht nur mit Centerbe beglückte, sondern eines Tages meinte "geh mal nicht frühstücken, im Hotel ist das nix, ich hole Sie ab, dann frühstücken wir richtig schön beim Italiener". Mann, war ich gespannt und habe mich gefreut, endlich ein anständiges Frühstück, mit Speck und Eiern, Marmelade und was weiß ich, denn das Frühstück war sowohl in Frankreich als auch in Italien (im Gegensatz zu Japan und Thailand) eine Katastrophe. Mit einem guten Frühstück konnte der Arbeitstag kommen. War ich naiv, es ging in eine Bar, da gab es einen Espresso (den ich damals mit Widerwillen trank) und ein Hörnchen (hab mir den Hunger in den Bauch gegessen) … mein Tag war ab da irgendwie gelaufen.
Aber über die vielen Jahre tat sich auch bei mir was – zumindest ein Fitzelchen. Es fing erinnerungsmäßig in Italien an, wo es nach dem Wandern am Nachmittag einen Espresso in einer Bar gab, und man die Nachmittagssonne mit Blick auf das Meer oder die oberitalienischen Seen genießen konnte. So mit zwei Portionen Zucker war das ein Stück "Dolce viata" und später legten wir uns auch eine Espresso-Maschine zu. Inzwischen habe ich eine Saeco, wo es nach dem Essen einen Espresso gibt – schwarz wie die Nacht, da ich seit vielen Jahren Heißgetränke nicht mehr mit Zucker oder Sacharin süße.
Aber ein kleines bisschen bin ich dann doch noch zum Kaffee-Paulus geworden. Seit einigen Jahren schnorre ich mir beim Frühstück immer eine Tee-Tasse voll Kaffee von meiner Frau. Die trinke ich schwarz, mit einem Glas Wasser, wie im österreichischen Kaffeehaus üblich, um dann auf meinen Tee a la Maroc umzuschwenken. Hat auch den Vorteil, dass ich, falls ich mal wieder eine Iboprofen brauche, die Dosierung halbieren kann (Koffein verstärkt die Wirkung von Ibuprofen & Co.).
Aber als Kaffee-Noob ist es dann schwierig mit der Zubereitung – nix mit auf 1/10 Gramm abwiegen. Als Ingenieur ist mir der Spruch "Wer misst, misst Mist" im Gedächtnis geblieben – und eine Bekannte, die ihre Gewichtszu- und -abnahme in 50 Grammeinheiten deklariert. Wenn ich dann also in der Küche stehe, und das Wasser ohne aufgesetzte Brille in die Kaffeemaschine gieße, fließt gerne mal etwas mehr Wasser in den Vorratsbehälter – ich habe da mit Permanentstift zwei Marken angebracht.
Meine ich zu erkennen "Oh, heute gibt es viel Kaffee", heißt es beim Dosieren des Kaffeemehls in die Filtertüte "gibt ihm noch einen Messlöffel mehr". Wenn das Gegenüber am Frühstückstisch "hustet", war es der berühmte Löffel zu viel. Kommt die Bemerkung "oh, heute gespart, was für eine dünne Brühe", weiß ich "Es war heute mal wieder zu viel Wasser". Von daher versinke ich in Ehrfurcht, wenn ich lese, wie Kaffee-Trinker die Zubereitung zelebrieren – echt jetzt, kein Scheiß!
Blonde Roast schmecken und sterben
Und zum Abschluss noch eine letzte Kaffee-Geschichte. Es ist ein neuer Kaffee-Trend, über den ich 2017 im Beitrag Trend: Hell gerösteter Filterkaffee (Blonde Roast) berichtete. Ein großer Kaffeeröster hatte die hell geröstete Kaffeemischung als "Blonde Roast" auf den Markt gebracht. Als Blogger hatte ich da einige Informationen erhalten, das Zeugs aber nie probiert.
Las sich aber genial, was ich aufgeschnappt und in dem damaligen Beitrag so geschrieben hatte. Meine Frau, die damals noch halbtags arbeitete, meinte "Beim Tch… habe ich den Blonde Roast gesehen" – so in der Art "soll ich mal was mitbringen". Ich war mir aber unsicher, nachher schmeckt das Zeug nicht und wir haben eine Tüte herumstehen … also wurde es nix mit dem Kauf.
Und dann war ich mit meiner Frau auf Einkaufsbummel – ich meine in der Stadt Wiesbaden. Dort gab es einen Kaffee-Laden, wo man einen Kaffee trinken konnte. Wir waren gelegentlich dort auf einen Espresso eingekehrt und ich meinte so "lasse uns ein paar Minuten auf einen Espresso rein gehen". Gesagt getan, ich stand vor dem Tresen, sah das Angebot für eine Tasse Blonde Roast und fragte meine Frau "wolle mer probiere".
Ein nicken, zwei Tassen Blonde Roast bestellt – auf die Order von Keksen, die dort für 1,50 Euro das Stück angeboten wurden, habe ich verzichtet. Denn es galt ja "Hach, gibt ja Blonde Roast. Blonde Roast schmecken und sterben, um ins Kaffee-Nirvana einzugehen. Was braucht es da noch Plätzchen?"
So saßen wir erwartungsvoll am Tresen und nach wenigen Minuten kamen die zwei Tassen. Ich schaute meine Frau erwartungsvoll an, ein wenig pusten, um den ersten Schluck zu probieren. Ein Blitz, ein richtiger Flash, quasi eine Geschmacksexplosion, die ins Hirn durchschlägt, um dann ins Kaffee-Nirvana hinzuscheiden … so war meine Erwartungshaltung. Gesagt getan, meine Frau und meine Wenigkeit schmeckten … sahen uns an "was ist denn das für eine Brühe?" – nix mit ins Kaffee-Nirvana eingehen. Seit dem Tag ist Blonde Roast Geschichte.
Ach ja, gerade stelle ich fest, als absoluter Kaffee-Noob, der sich Eingangs die Frage stellt "Wie kommst Du aus dieser Nummer wieder raus", ist mir doch ganz schön viel rund um das Thema eingefallen. Wird ein schlimmes Ende mit mir nehmen … aber im Blog stecken einige Informationen rund um den Kaffee, wie sich über nachfolgende Links herausfinden lässt. Von Solarzellen mit Kaffee pimpen über Kaffee als Magenbitter bis hin zu Kaffe-Kalligrafie ist alles dabei. In diesem Sinne: Lasst euch den Kaffee schmecken … und an die Stichwortgeberin "ich werde interessiert verfolgen, wie der Weg ins Kaffee-Nirvana verläuft … vielleicht sieht man sich da dann irgend wann einmal", sofern nach Blonde Roast für mich noch was in Richtung WOW nach kommt und ich auch im Kaffee-Nirvana lande (beim ersten Mal hat es ja nicht geklappt) … obwohl die Chancen bei mir auch weiterhin schlecht stehen, denn bei mir ist Hopfen und Karamalz echt verloren.
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