Es ist ein Fund, den man einmal in seinem Forscherleben machen dürfte. In einem Stück Bernstein, welches vor 16 Millionen Jahren aus einem Tropfen Baumharz entstanden ist, hat man ein Bärentierchen gefunden, welches gleich eine neue Art zugeordnet wurde.
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Bernstein entsteht ja durch fossiliertes Harz, welches vor Millionen Jahren von Bäumen tropfte. Immer wieder gibt es Bernsteinstücke, in denen Blätter, Insekten oder sogar Dinofedern über die Millionen Jahre konserviert wurden. Gefunden und abgebaut wird Bernstein an vielen Orten dieser Welt – auch an der Ostseeküste.
Bärentierchen (Tardigrada) leben weltweit im Meer, Süßwasser oder in feuchten Lebensräumen an Land; besonders häufig findet man sie dort in Mooskissen. Eine Eigenschaft der Tiere ist die Kryptobiose, ein todesähnlicher Zustand, in dem sie extreme Umweltbedingungen überdauern können.
Über obigen Tweet bin ich auf einen Sensationsfund aufmerksam geworden. Bisher wurden nur drei fossilierte Bärentierchen gefunden. In einer neuen Studie vom 5. Oktober 2021 (Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences) beschreiben Wissenschaftler eine neu entdeckte Bärtierchenart. Diese wurde in Bernstein aus der Dominikanischen Republik entdeckt, der wohl im Miozän (vor 23 Millionen bis 5,3 Millionen Jahren) entstanden ist. Das 0,6 Millimeter große Fossil ist so gut erhalten, und Erstautor Marc Mapalo, ein Doktorand am Department of Organismic and Evolutionary Biology der Harvard University, beschreibt den Fund als Glückssache.
Mitarbeiter am New Jersey Institute of Technology erwarben den Bernstein zunächst, um im Material nach Ameisen zu suchen. "Sie hatten den Bernstein seit Monaten, aber sie hatten sich nur Ameisen angesehen", so Mapalo. Aber irgendwann bemerkte ein Labormitglied eine stämmige, raupenähnliche Gestalt mit winzigen, klauenbewehrten Beinen, die aus der Unterseite ragten. Es war dann die neue Art von Bärtierchen, neben drei Ameisen, einem Käfer und einer Blume, im Bernstein, konserviert, die man gefunden hatte.
Von allen derzeit bekannten und offiziell benannten Bernsteinfossilien von Bärtierchen (bisher drei, darunter dieses dominikanische Bernsteinfossil) ist dies das erste Fossil, bei dem wir die innere Struktur (d. h. den Vorderdarm) sichtbar machen konnten", erklärte Marc Mapalo. Das Bärtierchen unterschied sich so sehr von bekannten Exemplaren, dass es eine eigene Gattung und den Namen Paradoryphoribius chronocaribbeus erhielt.
"Die Entdeckung eines fossilen Bärtierchens ist wirklich ein einmaliges Ereignis", sagte Mitautor Phil Barden am Dienstag in einer Erklärung des New Jersey Institute of Technology. Bardens Labor hat das Fossil gefunden. "Zuerst dachte ich, es sei ein Artefakt im Bernstein – ein Riss oder eine Spalte, die zufällig wie ein Bärtierchen aussah", so Barden. Die winzigen Krallen verrieten ihm dann, was es wirklich ein Tardigrada war. Ein Foto des Bernsteins mit den Einschlüssen findet sich in diesem CNet-Artikel. Deutschsprachige Beiträge lässen sich hier und hier abrufen (gelöscht) .
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In diesem Scienexx-Beitrag wurde ein bisher unbekanntes Tier, welches Bärentierchen ähnelt, in 30 Millionen Jahre altem Bernstein beschrieben. Und hier wird ein in Bernstein eingeschlossener Fuß einer Eidechse thematisiert.
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