Schlechte Nachrichten für die Liebhaber und Liebhaberinnen von Lakritz. Selbst geringe Mengen dieser Süßigkeit können bereits gesundheitsschädlich sein. Personen mit Herz-Kreislauferkrankungen sollten den Verzehr meiden oder sehr vorsichtig sein.
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Neulich bei Borns im Wohnzimmer: Ich hatte nicht widerstehen können und mir in einem Supermarkt eine Tüte Süßigkeiten von einem bekannten (bis 2018) Bonner Konzern in den Einkaufswagen gelegt – dachte, es wäre irgendwas mit "Goldbären". Als die "Gier zuschlug", wanderte die Tüte vom "Vorratsbunker für besondere Fälle" ins Wohnzimmer. Erst dort stellte ich fest "Huch, alles schwarz in der Tüte", und meine Frau meinte "wieso hast Du Lakritze gekauft?".
War ja klar, dass mit einige Tage später "hast Du gelesen, wie schädlich Lakritze ist, Du hast dich regelrecht vergiftet" von beste Frau von Welt unter die Nase gerieben wurde. Sie meint es nur gut mit mir, ich soll ja noch ein paar Jahre im Rentner-Paradies gehalten werden. Die Aussage von Frau "mit dem Lakritz steigt der Blutdruck …." – und ich hatte plötzlich ein ganz schlechtes Gewissen. Da ich seit vielen Jahren regelmäßig den Blutdruck messe, um den Blutdrucksenker möglichst gering zu dosieren, war mir aufgefallen "verdammt, du hast eine Woche etwas höheren Blutdruck als normal, wirken die Tabletten nicht …". Ist so ähnlich, als wenn ich morgens eine halbe Pampelmuse löffele – die Frucht enthält Wirkstoffe, die die Wirkung von Blutdrucksenkern neutralisieren. Ist nichts gefährliches bei mir, aber ich kann die Wirkung genau an der Messkurve erkennen.
Lakritze ist gesundheitsschädlich
Dann habe ich am Folgetag den Beitrag im Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) gelesen. In drei Sätzen: Die Wurzel des Süßholzes enthält Glycyrrhizinsäure, eine Verbindung aus Alkohol und Zucker, die große Süßkraft besitzt. Glycyrrhizinsäure (GA) wird in einer Vielzahl von Lebensmitteln verwendet. Genau dieser Stoff gibt Lakritze den typischen Geschmack.
Es ist seit langem erwiesen, dass Glycyrrhizinsäure (Glycyrrhizinic acid, GA) in größeren Mengen gesundheitsschädlich ist. Die Säure lässt den Kaliumspiegel im Körper sinken, während der Natriumspiegel ansteigt. Zu niedrige Kaliumwerte schränken die Muskel- und Nervenfunktion ein. Das kann über den Herzmuskel zu steigendem Blutdruck führen.
Die EU rät deshalb davon ab, mehr als 100 Milligramm Glycyrrhizin pro Tag zu verzehren. Speziell Menschen mit Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten beim Verzehr von Lakritz deshalb vorsichtig sein. Und es gibt in der EU verbindliche Kennzeichnungsvorschriften, um die Verbraucher über die möglichen gesundheitsschädlichen Auswirkungen zu informieren.
Hintergrund: Wissenschaftler der Lebensmittelbehörde und des Lebensmittelinstituts der Technischen Universität Dänemarks untersuchten in den vergangenen Monaten 219 verschiedene dänische Lakritzprodukte wie Süßigkeiten, Eiscreme oder Tee auf den Gehalt von Glycyrrhizinsäure.
Die im Januar 2023 im Fachmagazin „Food Control" veröffentlichte Studie befasst sich mit der Analyse von 219 Lakritzproben aus Dänemark auf den Gehalt von Glycyrrhizin und 18β-Glycyrrhetin sowie auf die Deklaration dieses Stoffes. Die Ergebnisse sind nicht berauschend.
- Bei 10 % aller Proben war der vorgeschriebene Warnhinweis nicht korrekt angebracht.
- 83 ml einer Probe aufgebrühten Tees würden den vorläufigen EU-Grenzwert von 100 mg/Tag überschreiten.
- 4,3 g einer Süßwarenprobe (Lakritze) würden den vorläufigen EU-Grenzwert von 100 mg/Tag überschreiten.
- 59 g einer Probe Speiseeis würden den vorläufigen EU-Grenzwert von 100 mg/Tag überschreiten.
Die Proben in jeder Kategorie, die den höchsten GA-Gehalt aufwiesen, waren Süßwaren (Lakritze) aus reinem Süßholzextrakt mit 23.154 mg/kg. Und 4,3 Gramm Lakritze pro Tag sind ja "nix, nicht mal was für den hohlen Zahn".
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Die Wissenschaftler schreiben in der Zusammenfassung der Studie, dass neben diesem Szenario eines Gesundheitsrisikos durch Produkte mit hohem GA-Gehalt auch ein höherer Verzehr von Lakritzerzeugnissen mit einem geringeren GA-Gehalt ein Gesundheitsrisiko darstellen könnte. Die Wissenschaftler schlugen Kampagnen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die potenziell gesundheitsschädlichen Auswirkungen eines übermäßigen Lakritzkonsums vor.
Den Dreck isst Du
Zurück zum Eingangstext. Als die Tüte mit Lakritze offen war, musste ich mich beherrschen, damit die Tüte nicht binnen einer halben Stunde leer war. Ich habe es geschafft, den Inhalt verteilt auf ca. 5 Tage zu konsumieren.
Heißt aber, dass ich täglich weit über der empfohlenen Menge GA lag – ich war sozusagen ein "wandelnder Giftschrank". Wer nachvollziehen will "welchen Dreck ich in mich hinein gestopft habe" (O-Ton meiner Frau), kann den Beitrag im Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) durchlesen.
Leute mit einer Affinität zu Dänemark können auch den Artikel Lakridser og lakrids-te har overraskende højt indhold af sundhedsskadelig syre im dänischen Wissenschaftsportal lesen. Hört sich doch viel harmloser an, denn da heißt es "Lakritze und Lakritztee enthalten erstaunlich viel schädliche Säure".
Für bestimmte Sachen wie Lakritze bin ich immer zu haben. Ich erinnere mich an einen Urlaub in Holland – als Liebhaber des niederländischen Ontbijtkoek (Honigkuchen, oder Lebkuchen) war das mein Ding. Vor der Abreise ging es in den lokalen Supermarkt und ich hatte mir einen Arm voll Ontbijtkoek mit Gember (Ingwer) und Kandis gekauft.
Als ich dabei war, den Vorrat in den Kofferraum zu laden, blieb ein Holländer stehen und lachte. Ihr habt ja vergessen, noch eine Ladung Dropje (Lakritz) zu kaufen und berichtete, dass er jemanden kennt, der genau das macht. Lakritz hatte ich keinen gesehen, als ich im Supermarkt war.
Aber als Nachtrag: Ich esse zwar gerne Lakritze – war, auch als die Kinder noch bei uns wohnten, der einzige Konsument. Ähnlich wie beim Pastis, der auch "nach Lakritze schmeckt", so meine Frau. Bleibt für mich mehr übrig, war mein logischer Schluss. Aber pro Jahr kam ich bisher nicht auf mehr als zwei Tüten Lakritze – also eher alles im grünen Bereich. Im Sommer esse ich auch Himbeeren, frisch vom Strauch – und die würden, ob ihrer Inhaltsstoffe, keine Lebensmittelzulassung bekommen.
Das Leben ist einfach Mist: Alles, was Spaß macht ist entweder ungesund oder gefährlich. Bisher bin ich in meinem Leben dem "Teufel mehrfach von der Schippe gesprungen" – selbst eine Luxation der Halswirbelsäule ist glimpflich ausgegangen. Da fällt mir ein Dialog aus meinen Lehrlingstagen ein. Wir waren mit einigen Lehrlingen an einer Flasche Apfelkorn zugange. Schon leicht angesäuselt dozierte ich "Alkohol ist schädlich, da sterben mit jedem Schluck Gehirnzellen ab, und wenn das Gebräu da zu viel Methanol enthält, werden wir blind. Wir sollten jetzt Schluss machen." Da kam die trockene Antwort eines anderen Teilnehmers aus der Runde "Komm, riskieren wir noch ein Auge". Nun ja, auch aus dieser Gefahrenzone bin ich heil rausgekommen, da ich nach der Lehre wieder die Schulbank drückte und da eher wenig Alkohol konsumierte. Und Schnäpse bzw. stark alkoholhaltige Getränke geben mir nix.
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Was hat es denn mit der Himbeere auf sich? Warum soll die ungesund sein??
Vielen Dank!
Himbeeren sind an sich sehr gesund – es sei denn, sie sind gespritzt. Es gibt aber eine Joke, dass eine Himbeere nie eine lebensmittelrechtliche Zulassung bekäme, wenn sie künstlich hergestellt würde. Der Grund sind die vielen natürlichen Farbstoffe und Substanzen in der Frucht.