Eigentlich wollte die US-Raumfahrtbehörde NASA dieses Jahr wieder mit Astronauten zum Mond geflogen und nach mehr als 50 Jahren nach der ersten Mondlandung mit Astronauten auf die Mondoberfläche zurückgekehrt sein. Hat nicht geklappt, weil die Pläne sich immer wieder verschoben haben. Nun haben sich die Pläne für die Missionen Artemis II (bemannte Mondumrundung) und Artemis III (bemannte Mondlandung) verschoben und die Vorhaben verzögern sich auf April 2026 und Mitte 2027.
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Das Artemis-Projekt
Das Artemis-Projekt hat das Ziel, Menschen wieder auf den Erdmond zu bringen. Im Rahmen der Artemis I-Mission war die unbemannte Orion-Kapsel am 16. November 2022 mittels der Space Launch System-Rakete der NASA nach monatelangen Verzögerungen aufgrund technischer Probleme und Wirbelstürmen in Florida zu ihrem Jungfernflug gestartet (siehe Artemis 1: NASA-Mondmission gestartet). Die Schwerlastrakete schoss die Orion-Raumkapsel mit ihrer letzten Antriebsstufe auf einen Kurs zum Mond. Nach dem Abtrennen dieser Antriebsstufe flog Orion zum Mond, wo das Raumschiff in eine Umlaufbahn einschwenkte.
Orion-Raumschiff mit Antriebsstufe, Quelle: NASA
Dort verblieb die unbemannte Raumkapsel für ca. 2 Wochen, um dann wieder zur Erde zurück zu fliegen. Während dieses Flugs wurden viele Tests ausgeführt. Artemis I war eine sehr erfolgreich absolvierte, aber noch unbemannte, Generalprobe für die Pläne der USA für erneute bemannte Missionen zum Mond.
Artemis II ist dann als bemannte Generalprobe für die bemannte Landung geplant und soll vier Astronauten rund um den Mond fliegen lassen. Mit Artemis III sollen dann erstmals seit über 55 Jahren wieder Menschen auf dem Mond landen. Allerdings müssen vor dem Flug von Artemis II noch eine Reihe Probleme gelöst werden (siehe Artemis Mondmission: Diese Probleme müssen gelöst werden).
Neue Verzögerungen bekannt geworden
Bei einem unbemannten Testflug hatte die Orion-Raumkapsel im Rahmen der Artemis I-Mission den Mond umrundet. Dabei kam es beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zu einem unerwarteten "Verkohlungsverlust" am Hitzeschild von Artemis I. Eine Analyse der NASA hat die Ursache für den Materialverlust am Hitzeschild von Artemis I, verursacht durch Verkohlung, ermittelt.
Im Herbst 2024 ermittelte die NASA zusammen mit einem unabhängigen Überprüfungsteam die technische Ursache für das oben erwähnte Problem, das beim umbemannten Testflug von Artemis I, verkohltes Material des Hitzeschilds anders als erwartet abgenutzt wurde. Umfangreiche Analysen, die unter anderem auf der Grundlage von mehr als 100 Tests in einzigartigen Einrichtungen in den USA durchgeführt wurden, ergaben, dass der Hitzeschild von Artemis I nicht genügend Gase aus dem Avcoat genannten Material entweichen ließ. Das führte dazu, dass einige Teile des Materials am Hitzeschild rissen und abbrachen.
Avcoat ist so konzipiert, dass das Material bei der Erhitzung, bedingt durch die Reibung an der Erdatmosphäre während des Wiedereintritts, abschmilzt und sich das Schutzzisch abnutzt. Dieses Ablations-Prinzip ist ein Schlüsselmaterial im Hitzeschutzsystem, und wird seit 60 Jahren genutzt. Das Schutzschild schützt die Orion-Raumkapsel und deren Besatzung vor den Temperaturen von fast 5.000 Grad Celsius, die bei der Rückkehr von Orion vom Mond durch die Erdatmosphäre entstehen.
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Obwohl sich während Artemis I keine Besatzung in Orion befand, zeigen die Daten, dass die Temperatur im Inneren von Orion angenehm und sicher war, wenn eine Besatzung an Bord gewesen wäre. Die NASA kam daher zum Schluss, dass die Besatzung sicher mit Artemis II fliegen kann, wenn das bestehende (und bereits montierte) Orion-Hitzeschilddesign verwendet wird. Aber die Artemis II-Mission ist nun für April 2026 geplant (eigentlich sollte die Mission 2025 stattfinden).
Dadurch verschiebt sich die 2026 geplante Artemis III-Mission mit einer bemannten Mondlandung auf Mitte 2027 – sofern nichts dazwischen kommt. In den aktualisierten Zeitplänen für die Missionen ist auch die Zeit berücksichtigt, die benötigt wird, um die Umweltkontroll- und Lebenserhaltungssysteme von Orion zu verbessern.
Die NASA hat die Details in diesem Beitrag veröffentlicht. Ein Artikel zur Untersuchung des Schutzschilds wurde hier veröffentlicht. Ein weiterer deutschsprachiger Artikel zum Thema wurde gestern von Golem veröffentlicht.
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