Gerade habe ich die Meldung gelesen, dass die Fluglinie Singapore Airlines eine ihrer A380 Maschinen am Boden lässt und zeitweise zum 'Restaurant' umfunktioniert. Da kann sich dann der Interessierte eine Bordmahlzeit servieren lassen.
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Die Coronavirus-Pandemie beutelt die Luftfahrtindustrie ja ungemein. Seit Beginn der zivilen Luftfahrt mit Milliarden Steuergeldern auf unser aller Kosten subventioniert, schieben die Regierungen den Fluggesellschaften aktuell erneut Milliarden zu – in der Hoffnung, zu retten, was im Grunde nicht zu retten ist. Die Woche las ich hier, dass die Coronakrise die Luftfahrtgesellschaften dazu zwingt, die großen Passagiermaschinen wie A380 und B747 schneller auf Flugzeugfriedhöfen zu verschrotten – und diese Woche wurde der letzte A380 bei Airbus-Industries fertig gestellt.
A380 bei Auslieferung aus der Zeit gefallen
Dass der A380 schon bei seiner Indienstnahme aus der Zeit gefallen war und dessen Infrastruktur in Form einer Wartungshalle in Frankfurt gegen alle Widerstände von Umweltschützern politisch durchgeboxt wurde, hatte ich bereits 2019 im Blog-Beitrag Airbus A380: Desaster mit Ansage und die Folgen thematisiert. Viele der vor 15 bis 20 Jahren von Umweltgruppen zugezogenen Fachleuten gemachten Prognosen und gezeichneten Risiken (auch in Sachen Pandemien) sind in der beschriebenen Form eingetreten (Anmerkung: Ich habe seinerzeit einige dieser Planfeststellungsverfahren als Pressesprecher eines Umweltvereins begleitet und kenne daher die Historie).
Die Politik hat sich das leider halt Milliarden Euro an Subventionen für die Luftfahrtindustrie kosten lassen und schreckte auch nicht davor zurück, 30 oder 40 Jahre früher gegebene Zusagen zu brechen – etwas, was mich noch heute ärgert. Und ich bin immer noch auf der Suche nach den versprochenen 100.000 neuen Arbeitsplätzen in Frankfurt, die der Ausbau des Flughafens um eine vierte Landebahn und die A380-Wartungshalle bringen sollten. Sieht aktuell eher nach 100.000 neuen Arbeitslosen in diesem Segment aus. Über den neuen Berliner-Flughafen BER müssen wir erst gar nicht reden. Angesichts der Krise sieht es für die Luftfahrtindustrie schlecht aus – da werden wir noch einige Pleiten erleben.
Rundflug über die Antarktis
Die Manager der Airlines kommen auf immer neue Ideen, womit man Geld machen kann. Kürzlich habe ich im Radio gehört, dass die australische Fluggesellschaft Quantas Flüge über die Antarktis anbietet. Die Flüge starten in Australien und enden auch dort – führen aber über den Südpol der Erde. Das Ganze gilt als Inlandsflug und kosten zwischen 1200 und 8000 Australische Dollar (umgerechnet zwischen 725 und 4800 Euro), wie RND hier berichtet. Solche Rundflüge dauern rund 12,5 Stunden. Wirtschaftlich macht das Ganze keinen Sinn und im Sinne der Umwelt ist es eine Sauerei – wenn auch der Beitrag zur Umweltbelastung sich durch die wenigen Flüge in Grenzen hält – aber die Botschaft zählt 'wir machen das auf Kosten der Umwelt, ist ja nicht unser Problem'.
A380 als Restaurant und Heim-Lieferservice
In diesem englischsprachigen Beitrag las ich die Tage von einem anderen Ansatz, den die Fluglinie Singapore Airlines beschreitet. Die muss ihre zahlreichen A380-Flugzeuge, mangels Nachfrage am Boden lassen. Singapore Airlines hat jetzt angekündigt, einen ihrer Airbus A380 für ein Wochenende als Restaurant zu betreiben.
Das Restaurant mit dem Namen A380 @Changi bietet den Gästen die Möglichkeit, einen Sitzplatz in ihrer bevorzugten Klasse zu buchen. Die Gäste bekommen dann ein Essen, zwei Gläser Alkohol, unbegrenzt Erfrischungsgetränke und sogar die Möglichkeit, einen Film während des Essens zu sehen. Ob die Maschine fliegen wird, konnte ich nicht aus der Ankündigung herausfinden. Die Preise müssen noch bekannt gegeben werden.
Singapore Airlines will zudem einen 'Nach Hause'-Lieferdienst anbieten. Leute können sich dann ein von der für die Business- und First-Class-Mahlzeiten verantwortlichen Crew zubereitetes "All-inclusive-Paket" odern. Das enthält neben dem Essen das Geschirr und weitere 'Annehmlichkeiten', die an Bord der Singapore Airlines zur Verfügung stehen".
Beide Dienstleistungen werden Vielfliegern angeboten, die mit ihren Punkten bezahlen können. Ich formuliere es mal so: Irgendwo muss man schon echt krank sein, um sich so etwas anzutun. Oder ich bin essenstechnisch etwas anspruchsvoll. Zugegeben, mein letzter Flug liegt schon einige Jahre zurück – und Flüge mit Singapore Airlines noch länger. Aber ich habe erinnerungsmäßig noch nie ein Bordessen bekommen, von dem ich sagen würde 'Wow, das muss ich mir nach Hause liefern lassen'.
Da ich meinen ersten Job als junger Ingenieur im Flugzeugbau (heute Airbus Industries) hatte, bin ich auch in Wartungshallen europäischer Flughäfen gewesen. Ich erinnere mich an die Wartung eines Airbus A300 auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle (ich musste dort die Nietverbindungen der Außenhaut auf Rissstellen überprüfen). Nebenan stand noch eine Concorde, der Air France, zur Wartung, und ich durfte an Bord. Dort lagen auch die Speisekarten des letzten Fluges herum. Meine Erinnerung (sind knapp 40 Jahre her): Eine klaustrophobisch enge Kabine mit engen Sitzen und extrem kleinen Fenstern – aber eine Speisekarte auf viel Chichi Chichi getrimmt. Champagner, und wohl klingende Bezeichnungen für die Häppchen – aber man darf nicht vergessen: Das wird von einem Caterer lange vor dem Flug zubereitet, abgepackt und dann an Bord gebracht, um dort aufgewärmt und serviert werden zu können. Gutes Essen stelle ich mir irgendwie anders vor – aber vielleicht geht es mir wie Konrad Adenauer, der mal sagte 'Ich stelle fest, ich bin einzisch'.
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