Fasching ist jetzt rum – war Corona-bedingt eh bei vielen Leuten keine Sause. Und nun ist die Fastenzeit angebrochen – und einige Menschen nutzen dies wirklich für Fastenkuren. Aber ist fasten wirklich so gesund, wie der Volksglaube meint?
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Ich bin durch einen Newsletter des Portals Feierabend auf das Thema aufmerksam geworden. Im Newsletter hieß es, dass viele Menschen die Gelegenheit der Fastenzeit nutzen, um ihre Lebens- und Essgewohnheiten zu überdenken. Die Idee ist ja schon mal nicht schlecht, aber von weniger oder kein Alkohol, FdH sowie bewusster Ernährung bis hin zu Fasten und Nulldiät ist es ein weites Spektrum.
Was bringt Fasten?
Manche Menschen mit 'ein paar Pfunden zu viel' versuchen radikal abzunehmen und starten eine Fastenkur. Doch was bringt es eigentlich, zu fasten? Und worauf sollte man als älterer Mensch dabei achten?
Ich glaube, ich bin da eher nicht der geeignete Botschafter fürs Fasten – immer wenn ich mir mal vorgenommen hatte ´Du könntest ein halbes Kilo abspecken', hatte ich bereits beim ersten Gedanken der Art `Oh Gott, gibt jetzt weniger oder nichts zu essen' Hunger-Attacken ohne Ende und hab die dreifache Menge gefressen'. Also habe ich mir als Sofortmaßnahme die Kur `Verzicht aufs Fasten' verordnet – hat gut angeschlagen.
(Quelle: Pexels / Pixabay CC0 License)
Der Körper wehrt sich gegen Fasten – wobei ich, bei einer Größe von 185 cm, mit meinem aktuell um die 70 kg pendelnden Körpergewicht eher darauf achten muss, nicht weiter abzunehmen, sondern dieses Gewicht zu halten. Das Maximum mit 83 kg war vor gut 25 Jahren erreicht – damals habe ich mit täglichem Nordic Walking begonnen und konnte binnen eines Jahres auf 78 kg Körpergewicht reduzieren, ohne auf irgend etwas zu verzichten. In den Folgejahren ging es, dank viel Sport, dann auf `um die 75 kg Körpergewicht' runter – im Winter ein Kilogramm mehr, was im Frühjahr ohne Fasten wieder abschmolz.
Nach einer Ernährungsumstellung mit Verwendung selbstgemachter Marmeladen mit 1:3 Zuckeranteil, dem Verzicht auf arg gesüßte Frucht-Joghurts sowie der Verzicht auf das Süßen von Kaffee oder Tee mit Zucker, der Zuckerreduktion im anderen Essen, viel pflanzlicher Kost und Verzicht auf Limonaden, Snacks wie Chips, Erdnussflips, gesalzene Erdnüsse, Schokoriegel etc. sind jetzt die 70 – 71 kg erreicht, ohne dass ich mir mal ein Glas Wein, ein Plätzchen, ein Stück Bitter-Schokolade etc. verkneifen muss.
Wenn ich Hunger habe, esse ich halt was – das aber bewusst. Habe ich Lust auf etwas Süßes, gibt es halt ein Plätzchen oder ein kleines Stücken Schokolade mit 80 % Kakao-Anteil. Habe ich Lust, auf ein Glas Wein, genehmige ich mit mal 1/10 bis 1/4, komme aber oft auch gut über Wochen ohne Alkohol aus. Und wenn ich keinen Hunger habe, fällt Abends der Snack aus, so dass sich ganz nebenbei und ohne Zwang '16:8 Intervallfasten' ergibt. Was es gebracht hat? Der Verzicht auf `die Gelegenheit zu nutzen, und unbewusst nebenbei zu essen oder Nahrung mit übermäßigen Kalorien zu verzehren'. Hier hilft, dass meine Frau da bewusst kocht und viel auf vegetarische, aber abwechslungsreiche Kost setzt.
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Aber nicht jeder ist in der glücklichen Situation, wie ich sie erreicht habe, und es gibt begeisterte Fasten-Anhänger. Bei Feierabend gibt es den Thementreff Kochen & Ernährung, wo deren Redaktionsteam die Leserschaft über die Vor- und Nachteile von Fastenkuren informiert und Tipps für ein gesundes Fasten verspricht. Auch die Sendung 'Die Ernährungsdocs' des NDR zeigt, wie man mit Ernährungsumstellung bestimmte Probleme und Erkrankungen in den Griff kriegen oder zumindest arg lindern kann.
Fasten als Risiko?
Und mir war noch das Interview mit einem Arzt einer Klinik im Radio im Ohr, der sich kürzlich über das Thema Fasten ausließ. Er ist Leberspezialist und vertrat die Meinung 'Finger weg vom Fasten, das ist Stress für die Leber'. Und alles was der Leber Stress bringt, ist nicht gut. Leider habe ich keine Webseite gefunden, wo ich dieses Interview nachlesen könnte.
Eine Suche nach ´Fasten Leber Stress' hat mich zu diesem Artikel in der Ärztezeitung geführt, der erklärt, warum der Stress in der Leber, der beim Fasten entsteht, helfen kann, gegen eine Fettleber anzugehen. Aber ich bin auch auf einen Artikel aus 2010 gestoßen, der die Risiken beschreibt, wenn beim Fasten übertrieben wird. Eine 40-Jährige ist nach einem Monat Atkins-Diät lebensbedrohlich an einer Ketoazidose erkrankt. Die auftretende Übersäuerung kennt man von Diabetikern, eine Suche nach bestimmten Begriffen fördert aber auch den Artikel `Unheilvolles' Fasten birgt große Gefahren für die Gesundheit! des Diabetes-Portals DiabSite mit entsprechenden Hinweisen hervor. Zitat aus dem Artikel, der auf einer Pressemitteilung der Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention basiert:
Nach den Kriterien der evidenzbasierten Wissenschaft gilt Heilfasten heute jedoch als eine ernährungsmedizinisch überholte Methode. Fastenärzte und Fastenkliniken stützen sich ausschließlich auf Erfahrungsberichte und Fallverläufe, kontrollierte Studien zu den Wirkungen des Heilfastens fehlen hingegen bis heute.
Der Ratschlag aus dieser Veröffentlichung: Fasten ist als Therapie zur Gewichtsreduktion denkbar ungeeignet. Generell sollten Fastenkuren nur in Absprache mit einem Arzt, besser noch stationär unter ärztlicher Aufsicht, durchgeführt werden, so Diplom Oecotrophologe Thomas Reiche von der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik e.V. in Aachen.
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Danke für die Ausführungen, sie decken sich im Wesentlichen mit meinen Beobachtungen. Selber habe ich 1 mal gefasten, probiert eben, und konnte dadurch aber nichts positives feststellen, eher andersrum.
Mit Maß und Bewustsein ist der Schlüssel, sofern man gesund ist.
Danke für Deinen vielseitigen Blog!
Ich könnte jetzt einen längeren Roman zu dem Thema beitragen verkneif' mir das aber ;-) Zusammenfassend nur soviel:
Höchstgewicht Anfang der 70ger 103 kg bei 1,75 m. Ruhepuls auf dem Sofa liegend 90. Geraucht, gesoffen und gefressen, kaum Bewegung. Damals brauchte ich Hosen in Bauchgröße. Das war mir dann wirklich zuwider.
Dann rigorose Umstellung beginnend mit der damals populären MayoDiät und systematischem sportlichen Trainigsaufbau.
Heute 75 kg, voll durchtrainiert, kein Gramm Fett, nur Muskeln Haut und Knochen ;-)
Halten tu ich mein Wohlfühlgewicht durch bewußte Ernährung und ausreichende sportliche Betätigung.
Also mein Fazit: Fasten mit Ziel und Maß ist nicht schädlich und die 16:8 Regel, die ich zwar nicht 100%ig erreiche, finde ich zumindest in der Hinsicht nicht verkehrt, daß man die ungesunden Abendknabbereien rigoros wegläßt.