Generationenkonflikt? Boomer, Generation Golf und Generation-Z

Aktuell gibt es ja immer wieder Meldungen in den Medien über Ansprüche der sogenannten "Generation-Z" die gerade ins Berufsleben starten. Das führt zu hitzigen und kontroversen Diskussionen "die sollen erst mal arbeiten". Gerade ist mir ein passendes Interview von Isabell Vivianne zum Thema untergekommen. War der Aufhänger, mal ein paar Gedanken meinerseits rund um das Thema niederzuschreiben.


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Boomer, Generation Z, Y und Golf?

Zuerst eine kleine Begriffserklärung, damit wir über das Gleiche kommunizieren. Als Boomer werden die geburtenstarken Jahrgänge nach dem zweiten Weltkrieg bis Mitte der 60er Jahre bezeichnet. Also die Generation, die aktuell in Rente geht oder schon im Ruhestand ist.

Generationen
Quelle: Wikipedia, Creative Commons

Daran schließt sich die Generation Golf an, Menschen, die circa zwischen 1965 und 1975 in Westdeutschland geboren wurden. Der Titel geht auf ein Buch zurück, und hier heißt es, dass diese Menschen sich durch eine unpolitische Grundeinstellung sowie eine egoistische Lebensführung auszeichnen.

Generation Y – oder Millennials bezeichnet die Kohorte an Menschen, die zwischen 1980 und den späten 1990er Jahren geboren wurde. Und Generation Z sind die Menschen, die die zwischen 1997 und 2012 zur Welt gekommen sind. Diese jungen Menschen streben nun in das Berufsleben.

Kontroversen um Gen Z

Aktuell befinden wir uns ja in einem Bereich eines gravierenden Fachkräftemangels, weil die Boomer sich in Rente verabschieden, aber am anderen Ende nicht genügend Menschen als Fachkräfte ausgebildet und zum Eintritt in den Arbeitsmarkt verfügbar sind. Es ist inzwischen ein Arbeitnehmermarkt, wo die Aspiranten auf einen Arbeitsplatz schon Anforderungen stellen können.

Vielfach wird auch das Arbeitsmodell der vorherigen Generationen "arbeiten, bis zum Umfallen" in Frage gestellt. Das treibt dann allerdings schon mal Blüten, die in den Medien vielleicht auch aufgebauscht werden. Irre Gehaltsvorstellungen der Berufseinsteiger – ein Gehalt muss vom Unternehmen auch erwirtschaftet werden können, wenn die Stelle besetzt werden soll. Oder wenig mit der Lebensrealität kompatible Vorstellungen zu Arbeitszeiten ("Ich komme, wenn es mir irgendwie passt, zur Arbeit").

Führt dann häufig zu sehr kontroversen Reaktionen der Art "die sollen erst einmal arbeiten", vor allem von Älteren. Nicht förderlich sind möglicherweise auch in den Medien hochgepushte Beiträge von sogenannten "Influencerinnen", jungen Frauen, die vor laufender Kamera unter Tränen berichten, wie fertig sie nach einem 8 Stunden Arbeitstag sind, oder dass 30 Urlaubstage doch nichts seien, und wie wenig sie nach einem Studium als Berufsanfänger verdienen.


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Natürlich war bei mir in der ersten Sekunde der Reflex "soll sich nicht so haben" da, als ich auf die Medienberichte stieß. Es wird die Fälle geben, keine Frage. Unter dem Strich halte ich solche Positionen aber für mediale Übertreibungen bzw. Ausnahmefälle und würde das nicht wirklich auf alle Generation Z-Angehörige beziehen wollen.

Bedenkenswerte Sichtweise von Isabell Vivianne

Die Tage bin ich auf einen sehr lesens- und bedenkenswerten Artikel von Isabell Vivianne gestoßen. Frau Vivianne ist gelernte Schreinerin, hat es aber geschafft, auf der Plattform Instagram unter die.tischlerin als "Handwerks-Influencerin" 50.000 sogenannte Follower zu interessieren.

die.tischlerin

Ziel der jungen Frau (26 Jahre jung) ist es, die Jugend für den Handwerksberuf zu interessieren. Und sie hat Erfolg – Presse und Fernsehen berichten, in Social Media wird sie gefeiert. Ich habe mal in ihr Facebook-Profil geschaut – aus meinem Blickwinkel macht sie das sehr gut.

Unter dem Titel "Die Gen Z: Frech? Faul? Fordernd? Es sind eher die Älteren, die krasse Forderungen stellen" hat sie dann ein Interview gegeben, das zu vielen Diskussionen führt. Ich habe den Text quer gelesen – da steckt sehr viel Bedenkenswertes drin.

Und in einem Nachfolge-Interview lenkt die junge Frau den Blick in eine wichtige Richtung: Nicht Konfrontation, sondern Kooperation ist die Devise. Sie fordert ein Generationenmiteinander ein. Als ich den Artikel las, ging mir "Donnerwetter, kluge und wichtige Gedanken" durch den Kopf.

In ihrem Alter hätte ich das nicht so formulieren können, Hut ab. Persönlich bin ich in einer anderen Zeit groß geworden, habe aber schnell verstanden, was die junge Frau mit "Respekt von Älteren gegenüber den Jüngeren" so meint.

Persönlicher Rückblick auf ein langes Berufsleben

Meine Lehre von 1969 bis 1973 war davon geprägt, dass der Lehrling "zum Bier holen" und "Hof kehren" geschickt wurde. Ok, den Hühnerstall vom Cheffe habe ich auch an Samstagen – zwischen Autos waschen und Werkstatt aufräumen – ausgemistet. Aber ich sage es mal so – nach meinem Waterloo einer versemmelten Zwischenprüfung hat es nur einige Monate gedauert, bis ich das Manko der fehlenden Praxis, sauber zu arbeiten, drin hatte. Ab da hat mir kein Geselle mehr die Butter vom Brot genommen – komplexe Arbeiten mit Schaltungen für Industriesteuerungen landeten bei mir, statt beim Altgesellen.

Nach dem Abschluss der Lehre habe ich mich dann allerdings für einen anderen Weg entschieden, bin zur Schule zurück, um die 10. und 12. Klasse bis zur Fachhochschulreife und dann ein Ingenieurstudium abzuschließen.

Inzwischen darf ich auf 54 Berufsjahre in verschiedenen Bereichen zurückblicken (und bewege mich seit 30 Jahren im schreibenden Bereich und inzwischen auch im Genre, der neuerdings mit Influencer umschrieben wird). Erkenntnis: Ich darf mich nicht wirklich über fehlenden Respekt beklagen – als älterer Lehrling, Junggeselle und später als Jungingenieur habe ich immer das Gefühl gehabt, "auf Augenhöhe" mit den Kollegen zu agieren.

Oder anders ausgedrückt: Fehlender Respekt, der mir als junger Lehrling begegnete, resultierte aus Angst und Unsicherheit des Altgesellen – der Meister meines Ausbildungsbetriebs und gleichzeitig Firmeninhaber kam diesbezüglich immer korrekt um die Ecke – und er hat auch die Kurve gekriegt, als sich nach 1,5 Jahren in meiner Zwischenprüfung gravierende Ausbildungsmängel offenbarten. Es gab kein Geschrei, sondern Anleitung und Kontrolle und dann hat es in der Ausbildung gepasst. Im Büro des Meisters hängen noch immer die Urkunden, die er als mein Ausbildungsbetrieb von der Handwerkskammer und vom Land Rheinland-Pfalz für "seinen Lehrling und dessen Gesellenstück" überreicht bekam.

Und ich erinnere mich auch in meine Zeit als Ingenieur mit erster Personalverantwortung, wo ich dann einerseits junge Menschen in Ausbildung begleitete, aber auch ältere Mitarbeiter und auch Mitarbeiter von Kunden integrieren musste. Wenn es gelang, die Menschen für die Arbeit zu begeistern, stand am  Ende des Tages der Erfolg.

Ich erinnere mich auch noch sehr genau daran, wie mir als junger Ingenieur eine Projektleitung für ein schwieriges Projekt auf's Auge gedrückt worden war, und ich einen absoluten Fachmann, Elektronik-Ingenieur um die 50 Jahre, aber im Mitarbeiterumgang als extrem schwierig, der das Projekt eigentlich hätte leiten müssen, einfangen musste. Nach einem längeren Vieraugengespräch hatte ich mit ihm einen Modus Operandi umrissen, mit dem er gut leben, und ich die die Projektverantwortung wahrnehmen konnte.

Das Projekt wurde erfolgreich realisiert, während die vergleichbaren Vorgängerprojekte in arge Probleme liefen. So um die 20 Jahre nach meinem Ausscheiden aus dem Unternehmen erfuhr ich durch Zufall beim Sport, dass die damals von uns projektierte Anlage nach 2 Jahrzehnten stillgelegt worden war. Die von uns realisierten Lösungen hatten klaglos funktioniert – und das Projekt wäre ohne gegenseitigen Respekt (den ich den älteren Fachkollegen und meinen jüngeren Mitarbeitern entgegen brachte) nicht so zu realisieren gewesen.

Unter dem Strich: Ich denke, ohne Respekt und mit verhärteten Positionen geht es nicht. Auch überzogene Extrempositionen, die man von Generation Z immer mal wieder liest (die Erwartungshaltung, mit Tiktok-Videos reich und berühmt zu werden, wird natürlich von sozialen Medien bei den jungen Leuten geschürt), werden nicht funktionieren.

Da ich mich seit Jahren in diesem Bereich der "Influencer" bewege (obwohl ich mich nicht so sehe), weiß ich, dass erfolgreiche Vertreter im Social Media-Bereich clevere Geschäftsleute sein müssen. Da bleibt dann wenig von "mach mal mit deinem Handy ein lustiges Video und kassiere schnell deinen Millionen". Auch wenn ich oft nichts mit bestimmten Social Media-Inhalten anfangen kann, vor den unternehmerischen Fähigkeiten vieler dieser erfolgreichen Influencer ziehe ich unter diesem Gesichtspunkt meinen Hut.

Und ich schaue mir unter diesem Blickwinkel auch schon mal Videos und Projekte der Gen Z-Vertreter an. Oft schießt dann der Gedanke "Respekt, diese Ideen, Gedanken und Fähigkeiten hättest Du in diesem Alter nicht gehabt" durch den Kopf. Unter dem Aspekt finde ich es spannend, wie Generation Golf und Generation Y die Fähigkeiten von Generation Z nu nutzen wissen und wie die Vertreter der letztgenannten Gruppe in den nächsten Jahren durchs Leben kommen. Als Angehöriger der Boomer-Generation ist es mein größtes Interesse, dass die Potentiale freigesetzt werden – denn irgendwo muss für "unsere Generation" die Rente der nächsten Jahre erwirtschaftet werden – womit ich es noch geschafft habe, den Kreis hier zum Blog für die "Über 50 Jährigen" zu schlagen.

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Eine Antwort zu Generationenkonflikt? Boomer, Generation Golf und Generation-Z

  1. Hobbyperte sagt:

    Die 68er Hippis, die Punks der 70er und die angebliche "Null-Bock-Generation" der 80er haben sich letztlich ganz gut Integriert. Das die Jüngeren ggü. den Älteren Aufbegehren und nach einem eigenen Weg suchen ist nichts Neues, war schon immer so. Auch haben sich die Älteren schon immer darüber echauffiert … und die Jüngeren haben sich letztlich Arrangiert.

    Nun haben wir eine Zeit in der sich die Welt viel stärker im Wandel befindet als die letzten 70 Jahre. Da verändert sich halt manches, muss es doch auch. Warum nur wird immer so ein Drama daraus gemacht? Vermutlich nur weil es Auflage bringt … und natürlich um die einen aus den unteren Schichten, gegen die anderen aus den unteren Schichten Aufzuhetzen … dieses Spiel beherrschte unsere Elite schon immer, um von der eigenen Selbstbedienungs-Mentalität Abzulenken… Reden wir doch mal über Subventionen an Konzerne, Unternehmen, Banken … über Cum-Ex und Cum-Cum, über Dienstwagen und vielen anderen Steuer-"Privilegien", über das Aktienrecht und die Möglichkeiten Bilanzen legal zu "frisieren", das "arm Rechnen" und verschieben der Steuerpflicht in Steueroasen hat Methode und immer wieder behaupten Politiker es ginge nicht anders … alles Gelogen!! Lasst Euch nicht verarschen … schaut hin und wer es noch nicht gelernt hat, übt euch im Selber Denken. Glaubt nichts, nur weil es ein Professor oder Politiker sagt. Es gibt recht simple Gründe, warum bis Ende der 80er Jahre ein Vollzeiteinkommen noch reichte um eine ganze Familie davon zu Unterhalten und warum das heutzutage nur noch in Ausnahmefällen (Besser-Verdiener) funktioniert. Lasst Euch nicht hinter die Fichte führen mit fadenscheinigen, unsinnigen Argumenten.

    Beispiel: egal wer die letzten 20 Jahre regierte, alle haben erzählt, man könne Familienunternehmen beim Generationenübergang nicht mit Erbschaftssteuer belasten, weil die dann Pleite gingen … so ein Schwachsinn … natürlich geht das, wenn man es will. Ein Vorschlag ist quasi die Ratenzahlung über längere Zeit. Und man könnte es auch so lösen, das Teile der Firma eben als "Stille Teilhabe" an den Staat fallen, der dann aber auch anteilig die jährlichen Gewinnen mit kassieren muss… Ist es nicht eher das, was unsere Kapitalismus-Parteien verhindern wollen? Der Staat soll ausschließlich von Schulden und Steuern auf Arbeitseinkommen existieren … zugleich erzählt man Euch, das ihr Aktien als Altersvorsorge kaufen sollt. Und warum darf der Staat keine Unternehmensanteile bekommen?

    Lasst Euch nicht verarschen … der Blackrock-Friedrich wird genauso wie der gelbe Linder dafür Sorgen, das ausgerechnet das Geld für Eure Altersvorsorge dazu genutzt wird Euch noch mehr zu knechten. Denn mit ETF hat man zwar virtuelle Unternehmensanteile, jedoch ohne die Stimmrechte der Aktien, die bleiben bei den Anlage-Gesellschaften wie eben Blackrock, der Welt größte Finanz-Terrorist! Und die entscheiden dann mit Eurem Geld darüber ob Euer Arbeitsplatz erhalten bleibt oder nicht … wie pervers ist das denn?!

    Meinetwegen, wer an eine positive Perspektive am Anlagemarkt glaubt, kauft Aktien, aber nicht diese ETF … warum wohl werden die seit Jahren so hoch gepuscht? Schaltet das Gehirn ein, wenn ihr eine Trading-App installiert und nutzt. Dieses ganze pseudo-soziale System ist ein einziger Betrug an der unteren Hälfte bzw. 60-70% der Bevölkerung … wie kann es denn sein, das aus Sozialversicherungsbeiträgen (Kranken- und Pflegeversicherung) zig Milliarden als Gewinn in die Taschen von Investoren (wie zb. Blackroch) und andere Hedge-Fonds fließen … lasst Euch nicht von korrupten und/oder inkompetenten Politkern verarschen … denkt selber wie die Dinge zusammenhängen, versteht warum ihr immer weniger Kaufkraft habt, warum Mieten immer teurer werden, warum Eigenheime in Deutschland nahezu unbezahlbar sind, warum ihr in einem Wirtschafts- und Geldsystem leben müsst, das Eure Ersparnisse permanent entwertet (Inflation), warum das alles eben nicht normal ist und nicht zwingend so sein muss, wie VWL-Professoren Euch immer wieder Vorlügen, bzw. wissen die es selber nicht besser, weil sie ihr eigenes System nicht verstanden haben! Dieses dient ausschließlich den oberen "paar" Prozent … eine moderne Form von Aristokratie und Monarchie, verpackt im Mantel einer Pseudo-Demokratie. Egal in welchem (westlichen) Land, überall regiert in Wahrheit das Geld und eben nicht das Volk, wie man uns Glauben machen will. Das es nicht so ist, beweisen u.a. solche Wahlen wie die des Europa-Parlamentes, bei der seit jeher nur rund 30% der Wahlberechtigen ihre Stimme Abgeben und trotzdem wird so getan, als würden die Ergebnisse legitime "Mehrheiten" Abbilden, das ist ein ganz schlechter Witz, aber alle glauben es, warum eigentlich? Auch Lehrer und Bücher können Irren … denkt beim Denken stets an Alfred Wegener, welcher zu seiner Zeit als Fachfremder gegen die gesamte wissenschaftliche Weltelite der Geo-Wissenschaftler behauptete, das sich die Kontinente bewegen würden … und hat er am Ende nicht Recht behalten? Wie schlau waren die Geo-Wissenschaftler damals? Wie konnte es sein, das ein Fachfremder es besser wusste? Und warum glauben heute alle, das "Experten" immer Recht haben? Denkt selber und Vertraut dabei auf Euer Bauchgefühl …

    Genau das scheint Generation-Z zu tun, ich sehe das eher als Zeichen der Hoffnung, allen Pisa-Studien zum Trotz, sind junge Leute wohl gar nicht so dumm, wie man sie darstellen will. Gut so!

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