Ich hab Tomatillo! Schlimme Krankheit?

Tomatillo und TomatenIch fange den Beitrag mit einem Witz an: Nein, Tomatillo ist keine Krankheit, sondern eine Pflanze, die in meinem Garten wächst. Botanisch gehört sie zur Familie der "Blasenkirschen", und in Südamerika wird die Tomatillo (oder der Tomatillo) als Gemüse genutzt. Mich erinnern die Früchte an Physalis oder Lampionblumen, die ich auch schon im Garten hatte (siehe Herbst-Dekoration: Lampionblumen). Heute eine kleine Geschichte dazu, wie ich zu meinen Tomatillos gekommen bin.


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Gärtners Leid …

Wir haben ja neben dem Haus einen winzigen Nutzgarten (10 x 1,5 m) für Salat, Tomaten, Kräuter etc. angelegt (musste für mich als Bauernsohn einfach sein). Naja, wenn ich das Stück umgraben muss, ist es mir ganz schön groß. Wenn ich pflanzen will, fehlt der Platz, da könnte die fünffache Größe eher passen. Aber man kann nicht alles haben, und bei den heutigen Grundstückspreisen müsst dann jede Tomate aus dem Garten am Haus mit Gold aufgewogen werden.

Aber es ist es immer ganz nett, aus der Küche zur Haustür raus zu gehen, und dann im kleinen Garten frische Kräuter, Salat oder auch schon mal Gemüse zu holen. Aber mit den Tomaten haben wir so unsere Sorge, denn im Boden ist ein Pilz, der die Krautfäule verursacht. In den letzten Jahren konnte ich mit in Wasser aufgelöstem Natron zwar etwas gegen Krautfäule gegen halten (Gartengeflüster: Braunfäule an Tomaten bekämpfen), aber irgendwann verliert man den Kampf und die Tomatenpflanze muss entsorgt werden.

Irgendwann Anfang des Jahres kam meine Frau "ich habe eine Fernsehsendung gesehen, da kam eine Pflanze – Kreuzung zwischen Tomate und Physalis – vor – keine Krautfäule und trägt unheimlich". Den Namen wusste sie nicht mehr – aber zwei Minuten später hatte mir das Internet verraten, dass es um Tomatillo ging. Habe die TV-Sendung dann in der Mediathek angeschaut – sah für mich schon gar nicht mehr so bombastisch aus.

Die Tomatillo, was ist das?

Dank Wikipedia musste ich nicht dumm sterben, den diese verriet mir: Die Tomatillo (Physalis philadelphica Lam.) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Blasenkirschen (Physalis) innerhalb der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Sie ist vor allem in Mittelamerika wegen ihrer als Gemüse genutzten Früchte bekannt.

Tomatillos und TomatenTomaten und Tomatillos

Markant ist vor allem die laternenförmige Fruchthülle (oben in der Bildmitte sind zwei Fruchtkapseln zu sehen). Die Tomatillo ist unter anderem verwandt mit der Kapstachelbeere (Physalis peruviana), der Ananaskirsche (Physalis pruinosa) und der Lampionblume (Physalis alkekengi). Im TV-Beitrag waren da richtig große Früchte, wie eine Tomate, allerdings in grün, zu sehen. Obige Fruchtansätze sehen irgendwie deutlich kleiner aus – doch es gibt viele Tomatillo-Sorten.

Beim Säen was schief gegangen?

Tomatillos haben für mich immer noch etwas "exotisches", aber es hängt noch eine eigene Geschichte dran. Ich ziehe mir ab Februar seit zwei, drei Jahren meine eigenen Salat- und Tomatenpflanzen aus Samen. Manchmal geht das auch schief, wie Salatsamen, die ich aus "schwarzen Tomaten" aus dem Supermarkt hergestellt hatte (die Pflanzen trugen nicht und die Früchte schmeckten nicht mal besonders).


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Und letzten Herbst hatte ich beim Besuch eines Verwandten einen verblühten Basilikum-Stock in dessen Hochbeet entdeckt. Ich habe mit den Fingern die Blütenreste an den Stengeln abgestreift und gemerkt, dass da winzige Samen angesetzt hatten. Der Onkel meiner Frau meinte im Scherz "komm, ich gebe dir eine Plastiktüte, da kannst Du den Abfall rein tun und mit nehmen".

Ich habe die Samen in einem sehr kleinen Plastiktütchen die 200 km mit nach Hause genommen und mit den Tomatensamen, die ich im Vorjahr selbst aus Tomaten entnommen und auf Küchenkrepp getrocknet hatte, in einem Minitreibhaus für die Fensterbank ausgesät. Zudem habe ich Salatsamen ausgestreut und hatte im März jede Menge Jungpflanzen – die ich im April teilweise in einem Treibhaus im Garten auspflanzen konnte.

Tja, die Salatpflänzchen haben mir die Schnecken geholt – und bei den Tomatenpflanzen hat mir "Sonnenbrand" das Wachstum beeinflusst (hatte die im Freiland in ein Mini-Treibhaus gestellt, weil wir einige Tage im April und Mai unterwegs waren, und ich Nachbarn nicht mit gießen belasten wollte. Die Frühlingssonne hatte die Blätter der im Treibhaus stehenden Pflanzen etwas "verbrannt"). Jetzt jammerte meine Frau "mit den Tomaten wird es nix" – die Pflanzen, die ich in der Nachbarschaft verschenkt hatte, sahen richtig fett aus.

Aber hey, wir haben diese Woche bereits erste Tomaten geerntet (konnte vor Wochen meine Frau nur mit Mühe davon abhalten, die grünen Fruchtansätze abzureißen – "die Früchte müssen ab, die Kraft soll in die Pflanze"). Was sagt der Sämann dazu? Ich habe den Tomaten etwas Stickstoff-Dünger spendiert und so langsam kommen die Pflanzen – bis September ist noch viel Zeit für das Wachstum und das Ausbilden von Früchten.

Und was ist mit dem Basilikum-Abfall aus dem Hochbeet der Verwandtschaft? Einige Samen sind angegangen, und momentan habe ich den schönsten Basilikum-Stock, den wir jemals hatten, in einem Blumentopf in der Küche stehen – Frau ist begeistert (man muss nur an sich selbst glauben).

Basilikum im Topf

Es gibt bei Familie Born zwei Themen, wo seit 50 Jahren die größten Ehekräche entstanden sind. Beste Frau von Welt ist eine begnadete Köchin. Wenn ich dann aber in seltenen Augenblicken beschließe, "Bocuse-mäßig" zu kochen, hängen dunkle Wolken am Ehehimmel. Du stehst am Herd und siehst dich vor deinem geistigen Auge schon beim ersten Stern, plötzlich spürst Du den heißen Atem des Tigers im Nacken, der hinter dir auf und ab läuft: "Das macht man aber so. Das klappt nimmer." Gibt dann zwei Maßnahmen zur Deeskalation: Ich packe den Tiger im Nacken, Küchentüre auf, Tiger raus, Türe zu und Ruhe ist. Oder ich drehe den Herd aus, Küchentüre auf, und Bocuse hat die Küche verlassen. Na ja, das Mädel hat ja recht – wie ich im Beitrag Der Kochunfall: Mousse au Chocolat … reumütig eingestehen musste. Ich werde kein Bocuse mehr, kein Talent.

Der zweite wunde Punkt ist "gemeinsam gärtnern" und vor allem Heckenschnitt. Meine Frau hat den "grünen Daumen" und ist häufig im Garten unterwegs, um zu pflanzen oder aufzuräumen. Ich bin so mehr der Tabula-rasa Typ, und Frau steht bei jedem Heckenschnitt mit "kurz vor Tränen in den Augen" frustriert vor mir "so viel wollte ich nicht abgeschnitten haben". Sie ist eher für Hecke mit Nagelschere etwas stutzen, ich bevorzuge Radikalschnitt, um die Form des Strauchs zu behalten. Wird mir von den Pflanzen gedankt, und "dat Mädel" kommt im Frühjahr "oh, sieht die Hecke, die Rose, der Busch aber klasse aus". Ok, einmal ist es fast, und einmal sogar schief gegangen mit meinem Plan.

Unseren Schmetterlingsflieder im Garten hatte ich radikal gestutzt, und die Äste wurden dürr (siehe Schmetterlingsflieder im Juli 2020). Frau so: Reiß das Teil raus, das ist tot. Ich so: Nein, hab Geduld, das wird. Das ganze Jahr sah der Stumpf tot aus, und im Herbst wiederholte sich das Spiel "reiß raus …", "Nein, auf keinen Fall". Im Folgejahr schaute ich auf den "toten" Stumpf, um mir einen Ruck zu geben und den Stock auszugraben. Was sehe ich? Drei Stecknadelkopf-große grüne Pünktchen am Stumpf. Triumpierend "ich habe Recht behalten" ins Haus gestürmt. "Das sagst Du doch nur, um den toten Stumpf nicht raus reißen zu müssen …" Heuer blüht der Schmetterlingsflieder wieder wie dolle, und Frau meinte "müsste mal wieder beschnitten werden, ist ja viel zu hoch".

Die Episode, wo es schief gegangen ist, habe ich im Beitrag Der Ritter der Heckenschere: Der Lavendel-Schnitt eingestanden. Der Lavendel war durch nicht optimalen Schnitt (meiner Frau) verholzt und innen verkahlt. Guter Wille reicht nicht – wäre auch gut gegangen, mit dem Schnitt. Aber mich hat die Geduld verlassen, zumal der alte Lavendel mit den Stängeln in den Hauseingang fiel und man oft nasse Beine bekam, wenn man ins Haus wollte und es geregnet hatte. Ich habe einfach zwei neue Lavendel-Stöcke, deren Blütenstängel nicht so weit in den Weg zum Hauseingangsbereich hineinragen, gekauft und gepflanzt, die alten Stöcke wurden entsorgt. Auch nach 50 Ehejahren gilt  weiterhin "Mann versteht Frau einfach nicht".

Aber zurück zu meinen Tomatillos. Es war klar, dass ich das mit diesen Dingern probieren wollte. Aber so viele Anbieter von Samen findest Du nicht und Internetversand um die 4-6 Euro machen die Samentüte schnell teuer. Aber hey, wir sind doch Cleverle. Und da war noch was: Im Sommer 2024 sind wir immer bei Spaziergängen an einem Grundstück vorbei gelaufen, wo "rote Fuchsschwänze" im Vorgarten wuchsen. Frau war immer hin und weg "will ich auch haben". Schnell hatte ich raus, dass es Amaranth war, der früher in Bauerngärten gehalten wurde – kannte ich als Bauernsohn aber nicht. Schnell recherchiert, gibt Tausende Amaranth-Varianten. Aber es war für mich klar: Beste Ehefrau von Welt kriegt Amaranth in den Garten.

Also "selbst ist der Mann", schnell das Internet befragt, welcher Anbieter Samen für Tomatillos und für Amaranth im Angebot hat und fündig geworden. Schnell eine Order aufgegeben (war irgendwo unter 10 Euro Gesamtwert) und "auf warten" eingestellt. Es wurde sofort alles bestätigt und in ein paar Tagen solle die Sendung per Post eintrudeln. Aber es dauerte …

… über eine Woche später kam Frau "Du hast Post aus Schweden, was hast Du mal wieder gemacht, irgend eine heimliche Freundin da oben?" Ich mir keiner Schuld bewusst, den Brief entgegen genommen und im Beisein von Frau geöffnet – Vorwärtsverteidigung. Mir fielen zwei Samentütchen entgegen, den Bildern nach für Tomatillos und für Amaranth.

Aber was war das? Die Beschreibung auf der Rückseite der Tütchen, wo es um Aussaat und Aufzucht ging, war auf schwedisch verfasst. So ganz grob ließ sich verstehen "Samenkörner nehmen und in Erde tun" – aber "wann in Erde tun", dafür reichte mein Schwedisch nicht. Das alles auf schwedisch in einen Übersetzer einzutippen, da hatte ich keinen Bock zu.

Also improvisieren: Die winzigen Tomatillo-Samen habe ich mit den Tomatensamen in die Erde des Mini-Treibhauses gegeben. Frau hat den Amaranth bzw. die winzigen Samen in Pflanzschalen in Erde gegeben. Und dann hieß es warten – sowohl die Pflanzschale mit dem Amaranth, als auch mein Mini-Treibhaus für die Fensterbank, zeigte nach einer Woche kleine Pflänzchen.

Inzwischen steht Amaranth an verschiedenen Stellen im Garten, aber längst nicht so hoch, wie im Vorgarten der Nachbarschaft (aber es gibt ja Tausende Amaranth-Sorten). Und Frau jammert "die Tomatillos, müsste da nicht dicke Früchte dran hängen, wie im Fernsehen".  Nun ja, eine Pflanze hat drei Lampion-Fruchtansätze, die beiden anderen Pflanzen blühen wie wild. Momentan rede ich mich raus: "Schatz, habe einfach Geduld. Du weißt, mein Schwedisch ist nicht so gut, vielleicht habe ich beim Säen etwas falsch gemacht." Bei den selbst aus Tomaten hergestellten Samen für die diesjährigen Tomatenpflanzen kann ich diese Ausrede nicht präsentieren, denn auf den Tomaten für die Saat-Entnahme stand ja keine Pflanzanleitung.

Erkenntnis des Tages: "Mann versteht Frau auch nach viele Jahren nicht – und er kann nicht mal schwedisch." – das wird mal böse enden. Und jetzt gehe ich, in Erwartung einer riesigen Tomaten- und Tomatillo-Ernte, schon mal vorsorglich den Reifen der Schubkarre flicken … und wenn ich den Sommer überlebe, blogge ich vielleicht, wie es mit der Schubkarre, den Tomaten und den Tomatillos ausgegangen ist.

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