In der heutigen Musik zum Sonntag greife ich das Stück Lezginka der russischen Folk-Gruppe Otava Yo auf und gebe einige Informationen zum Hintergrund – jedenfalls soweit ich das herauskriegen konnte. Denn das ist kein Mainstream – aber ein echt starker Stück.
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Die Gruppe Otava Yo aus Sankt Petersburg hatte ich bereits vor einigen Wochen im Beitrag Musik zum Sonntag: Otava Yo–About Ivan Groove vorgestellt. Die Gruppe greift traditionelle russische Volksmusik auf und arrangiert diese in moderner Fassung neu. Heraus kommen, zumindest für meinen Geschmack, starke Stücke.
Die Lezginka
Das aktuelle Stück von Отава Ё, um das es heute geht, trägt den Original-Titel Лезгинка (Lezginka). Die Lezginka ist ein Volkstanz verschiedener Ethnien im schnellen 6/8-Takt, wie der verlinkte Wikipedia-Artikel verrät. Er wird sowohl in der Türkei als auch in Kaukasien als Paar- oder Gruppentanz aufgeführt. So viel zum historischen Hintergrund.
Die Musik des Stücks und der Tanz hat also eine historische Wurzel. Das Video hier zeigt die Lezginka als Hochzeitstanz – man erkennt die Musik wieder. Da juckt es glatt, mitzumachen – denkt aber an die alten Knochen.
Und in diesem Video (scheint dem Titel nach aus Georgien zu stammen) zeigen die Leute, wie die Lezginka als Hochzeitstanz wirklich ausgeführt werden kann. Aber keinesfalls nachmachen – bei mir brauchte es nicht mal ein Salto, sondern nur einen missglückten Kopfstand, um die Halswirbelsäule auszurenken und als inkompletter Querschnitt in der Neurochirurgie zu landen. Ich knabbere auch fast vier Jahre nach dem Sportunfall noch an den Folgen. Trotzdem – wenn ich die Jungs so sehe, zuckt es mächtig, einen solchen Tanz samt Salto hinzulegen – aber mit der Vorgeschichte und meinen alten, steifen Knochen habe ich 'keinen zweiten Schuss' mehr frei.
Die Fassung der Gruppe Otova Yo
Nun zum Stück 'Lezginka' der Gruppe Otova Yo, welches auf russisch gesungen wird. Daher ist das Ganze in der Entzifferung für mich etwas schwierig, zumal die Lyrik in kyrillischer Schrift verfasst wurde (zum Glück ist es kein Georgisch, die nochmals eine gänzlich andere Schrift haben). Der Text des Lieds lässt sich hier im Original nachlesen (der Anfang des Lieds ist nachfolgend in der linken Spalte zu finden, eine englischsprachige Übersetzung ist hier zu finden).
На Кавказе есть гора Самая высокая, А под ней течёт Кура Самая глубокая.Гогия гогия Шянда орья гогия Гамарджоба генацвале Режисёр Данелия |
Es gibt einen Berg im Kaukasus. Der Größte, Und darunter fließt [die] Kura. Der tiefste.Refrain: Gogyia gogyia Shanda Arbor gogyia Gamarjoba generalsvale Directed by Danelia |
Die erste Strophe in obigem Text handelt vom Kaukasus. Es geht im Text um einem Berg und einem Fluss im Kaukasus. Der höchste Berg im Kaukasus ist der Elbrus, die Kura ist dagegen der größte Fluss im Kaukasus, der ins kaspische Meer fließt. Aber das ist nur Beiwerk, denn es dreht sich auch um die Aufforderung an ein Mädel Gogyia zum Tanzen. Und es geht darum, dass ein (junger Mann) mit dem Mädel Larissa am Armazi entlang gewandelt ist. Armazi steht für den Namen einer historischen Stätte in Georgien. In der letzten Strophe des Lied folgt die Erkenntnis: Wenn Du dein Weib verlässt, bist Du ein Esel. Verlässt dich deine Frau, bist Du zwar kein Esel, aber arm dran.
Den Refrain habe ich in obiger Tabelle nicht übersetzt, sondern nur die englischen Entsprechungen in die obige rechte Spalte geschrieben. Den Namen Gogyia und das Wort Gamarjoba (das ist das georgische gamardshoba, was für Guten Tag steht) im Refrain hört man sehr gut heraus, wenn die Sänger von Otoba Yo den Text vortragen. Es heißt da 'Gogyia, Gogyia, komm tanz mit mir, oh Gogyia. Guten Tag meine Liebe. (Film-)Regisseur Danelia.' – wenn man das weiß, ist der Text und am Ende des Refrains der Ausdruck 'Regisor Danelia' (Режисёр Данелия) ganz gut heraus zu hören. Der Name Danelia steht für den 1930 in Tiflis (Georgien) geborenen Filmregisseur Giorgi Danelia, der in Russland sehr beliebt ist (siehe auch hier). Demnach scheint der Text keinem 'alten georgischen oder kaukasischen' Volkslied zu entspringen, sondern die Leute von Otova Yo haben wohl einen modernen Text zur alten Musik dieses Tanzes gemacht.
Jedenfalls hört sich das Stück, so, wie es von der Gruppe arrangiert (Dudelsack, Violinen, Trommeln etc.) und gesungen wird, für mich gut an (auch wenn sich hier wohl jemand aus dem Kaukasus furchtbar über das Stück echauffiert). Hier nun eine Live-Fassung der Gruppe von einem Konzert. Der Musiker, der die Doli-Trommel im Vordergrund schlägt, gehört m.W. nicht zur festen Besetzung von Otova Yo. Einfach ansehen, reinhören und sich von der Stimmung, der Musik und dem Gesang tragen lassen.
(Quelle: YouTube)
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