Neandertaler betrieben "Birkenpech Klebstoff-Fabrik"

Neue Erkenntnisse der Forschung: Die Neandertaler waren in der Lage, komplexe Prozesse zu beherrschen. Man hat Reste einer "Klebstoff-Fabrik" gefunden, wo Neandertaler gezielt Birkenpech zum Kleben ihrer Gegenstände herstellen konnten.


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Der Klebstoff der Steinzeit

Birkenpech ist als "Klebstoff der Steinzeit" bekannt – ich hatte 2018 im Beitrag Birkenpech, der Klebstoff der Steinzeit über dieses Thema berichtet. Sowohl Neandertaler als auch die modernen Menschen benutzten Birkenpech, um Speerspitzen an den Pfeile zu kleben.

Es ist inzwischen bekannt, dass die Neandertaler bereits vor 200.000 Jahren Birkenpech als Klebstoff herstellten und benutzten. Im August 2017 erschien in der Zeitschrift Nature ein Artikel, der sich mit der Herstellung von Birkenpech befasst und Rückschlüsse auf die Fähigkeiten der Neandertaler zieht.

Das Verfahren zur Herstellung von Birkenpech ist wesentlich einfacher als gedacht. Dazu haben Forscher unter Bedingungen der Steinzeit Birkenpech hergestellt. Entscheidend ist wohl nur eine weitgehend luftdichte Versiegelung, die verhindert, dass die Birkenrinde verbrennt oder verkohlt, sondern ein verschwelen erzwingt.

Fund in Gibraltar

Im November 2024 wurde nun eine "brandneue Erkenntnis" von Forschern bekannt. In einer Höhle in Gibraltar wurde eine speziell konstruierte Feuerstelle ausgegraben, die quasi eine "fabrikmäßige Herstellung von Birkenpech" ermöglichte.

Die Feuerstelle war als "runde Grube" mit einer Breite von fast 22 Zentimetern und einer Tiefe von 9 Zentimetern angelegt, wies aber scharf geschnittene vertikale Wände und zwei kurze, nach außen führende, Gräben auf.

Die Forscher glauben, dass diese Konstruktion es den Neandertalern ermöglichte, den Luftstrom und die Temperatur zu kontrollieren, was für die Produktion von  Birkenpech unerlässlich war.

In der Feuerstelle wurde Birkenpech (in den Artikeln als Teer bezeichnet) aus harzigen Pflanzen wie der Zistrose (Gattung Cistus) hergestellt. Das Birkenpech diente als wichtiger Klebstoff, der es den Neandertalern ermöglichte, Steinwerkzeuge an hölzernen Griffen zu befestigen – eine Innovation, die ähnlichen Techniken des Homo sapiens um mehr als 20.000 Jahre vorausgeht, heißt es in der Veröffentlichung.


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Herstellung von Birkenpech
Herstellung von Birkenpech, Quelle:

Der Artikel hier (in english) beschreibt die Erkenntnisse mehr populärwissenschaftlich. Ein deutschsprachiger Artikel zu diesem Fund findet sich auf Focus Online.

Die Neandertaler waren übrigens wohl recht erfindungsreich und gar nicht die "primitiven Geschöpfe", die über Jahrzehnte in der Literatur gezeichnet wurden. Es gibt Anzeichen, dass die Neandertaler zur See fuhren, Vulkan-Sight-Seeing betrieben und auch viele andere Neuerungen wie Fäden kannten. Nachfolgende Links geben einen Einblick in Artikel hier im Blog, die sich mit Erkenntnissen aus der Steinzeit beschäftigen.

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Eine Antwort zu Neandertaler betrieben "Birkenpech Klebstoff-Fabrik"

  1. Mupfel sagt:

    Na da soll doch nur keiner mehr sagen dass die Geröllheimer und Feuersteins nicht innovativ waren.

    Würde mich nicht wundern, wenn das Zeug besser kleben würde wie Pattex oder Uhu
    vielleicht sogar wie Komponentenkleber.

    Studien sagen, dass der menschliche IQ Höhenflug in den letzten 100 Jahren sich wieder auf dem absteigenden Ast befindet. Bis zum Jahre 2400 oder da herum, soll der Mensch dann endlich wieder bei einem glatten,. kommunikativ wieder verständlichen IQ 80 liegen.

    Also jungs ran an die Brocken. Einmal noch so richtig Steine beißen und dann… Back to the roots…

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