Seit einigen Jahren sieht man auf manchen Feldern, dass die Landwirte einen Randstreifen stehen lassen und mit einer Blumenmischung einsählen. Diesen Sommer habe ich spontan ein kleines Foto-Projekt umgesetzt, und einen blühenden Ackerrandstreifen über mehrere Wochen fotografiert. Es ist faszinierend, zu beobachten, wie unterschiedliche Blüten den Insekten Nahrung bieten. Jetzt ist es an der Zeit, dieses Projekt bzw. die Fotos hier im Blog zu präsentieren.
Anzeige
Blühende Ackerrandstreifen, der Hintergrund
Es ist in den letzten Jahren an vielen Stellen zu sehen: Ackerrandstreifen, die von den Landwirten nicht mit der jeweiligen Feldfrucht bepflanzt und mit Herbiziden sowie Pflanzenschutzmitteln behandelt, sondern mit einer Blumenmischung eingesät werden. Da ich in meiner Bekanntschaft die etwas naive Vorstellung 'Oh, ein Bauer mit Sinn für Ästhetik, säht sein Feld am Rand ein, damit es für Spaziergänger schön aussieht' vernommen habe, noch einige Hinweise.
Das Ganze erfolgt nicht aus Jux und Dollerei, denn der Landwirt verzichtet auf den Ertrag aus den angesäten Flächen und nimmt zusätzlich noch Geld für das Saatgut in die Hand. Das Ganze ist wohl in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts aus einer EU-Initiative zur Verbesserung des Insekten- und Naturschutzes sowie der Bio-Diversität entstanden. Einzelne Bundesländer fördern über Finanzierungstöpfe der Europäischen Union aus dem Ackerrandstreifenprogramm die Schaffung solcher Areale. Die teilnehmenden Landwirte können Ausgleichszahlungen erhalten – wobei der Ansatz aufgrund des bürokratischen Aufwandes jedoch aktuell stark rückläufig ist.
Die Einsaat eines Ackerrandstreifens kostet einige Euro – hier habe ich 15 Euro/kg Saatgut als Preis gefunden – ein längerer Randstreifen benötigt schon einige kg Saatgut. Dabei gibt es wohl ein-, zwei- und fünfjährige Ansaaten, wie ich auf dieser Seite des Freistaats Sachsen gesehen habe. Aktuelle Infos zu solchen Blühstreifen und die Regularien finden sich z.B. hier und auch hier. Über den Sinn des Ganzen wird heftig gestritten, wie man in diesem Artikel und hier nachlesen kann.
Blühender Ackerrandstreifen als Foto-Projekt …
In meiner unmittelbaren Nachbarschaft ist ein Landwirt, der seine Felder mit einem solchen Ackerrandstreifen versehen hat. Da ich auf meinen Spaziergängen fast täglich an diesen Feldern vorbei kam, habe ich dessen Entwicklung im Laufe mehrerer Wochen gesehen. Als dann die ersten Blüten des Klatschmohns und die blauen Köpfchen des Rainfarn Phazelia zu sehen waren, entstanden spontan die ersten Fotos per Smartphone.
(Blühender Rainfarn Phazelia)
Dann entdeckte ich plötzlich weitere Blüten und fing an, weitere Schnappschüsse zu tätigen – und so ist spontan ein kleines Foto-Projekt im Sommer 2020 entstanden. Die Sonnenblumen streckten zuerst nur ihre Köpfchen etwas über die anderen Pflanzen hinaus. Dann habe ich über die Wochen gesehen, wie immer wieder etwas anderes in diesem Ackerrandstreifen blühte.
(Blühender Ackerrandstreifen: Phazelia, Kornblume, Klatschmohn)
Anzeige
Zuerst waren wirklich nur die blauen Kornblumen, die violetten Blüten der Phazelia und der rote Klatschmohn im Ackerrandstreifen zu erkennen. Aber bei genauem Hinsehen gab es Klee, der blühte, Scharfgarbe, und viele weitere Blüten (siehe nächstes Foto).
(Blühender Ackerrandstreifen: Phazelia, Klee, Ringelblume)
(Blühender Ackerrandstreifen: Phazelia, Klee, Kornblume)
Einen Abriss der üblichen Pflanzen in solchen Saatmischungen mit Fotos hat der Bund Mecklenburg-Vorpommern in diesem PDF-Dokument veröffentlicht. Ich wusste gar nicht, dass es rosa blühenden Klatschmohn gibt.
(Blühender Ackerrandstreifen: Rosa Klatschmohn)
Ich finde die Blütenvielfalt und das Insektenleben in diesem Randstreifen faszinierend. Vor allem, weil ich dessen Entwicklung über den Zeitraum Juli bis August 2020 fotografieren und dokumentieren konnte. Immer blühte etwas anderes – und dann der Duft der Phazelia, als diese richtig in Blüte stand. Teil 2 mit weiteren Impressionen des Ackerrandstreifens über die Monate Juli bis August 2020 folgt.
Für die Fotos wurde ein Smartphone Motorola G5 verwendet. Das hat einen simplen Grund: Meist habe ich auf meinen Spaziergängen und Nordic Walking-Ausflügen keine Digitalkamera dabei. Ein Smartphone ist alleine aus Sicherheitsgründen immer in der Tasche mit. So kann man spontan einen Eindruck fotografisch einfangen, wenn auch die Fotoqualität nicht immer top ist. Mit der Digitalkamera ist das so eine Sache: Gestern Morgen wollte ich die Morgenröte mit der Venus als Stern mit der 'guten Kamera' einfangen. Zuerst einige Minuten zu spät aufgestanden – hastig die Kamera gegriffen, ins Dachgeschoss und ein Dachfenster geöffnet. Das Auge konnte die Szene noch gut auflösen – die Kamera wäre an der Grenze gewesen. Eingeschaltet und dann zeigte der Akku an, dass er leer wäre – kein Foto mehr möglich. Als ich das Smartphone geholt hatte und ein Foto anfertigte, konnte dieses die Dynamik des hellen Himmels mit der Venus als Stern schon nicht mehr auflösen. Heute früh war wieder ein klarer Himmel, und ich hatte um 5:00 Uhr die Idee 'um 5:45 Uhr fotografierst Du den Sonnenaufgang mit Venus'. Bin leider eingeschlafen und erst um 6:10 wach geworden. Da war es schon zu hell, um ein Foto zuschießen. Den perfekten Moment des Sonnenaufgangs mit der Venus am frühen Morgenhimmel habe ich per Smartphone-Foto eingefangen (siehe Good morning! Morgenhimmel mit Venus …). Da habe ich Dussel nicht dran gedacht, zusätzlich die Digitalkamera zu verwenden. So haben Smartphones mit ihren Kameras doch ihre Vorteile, um schnell mal einen Eindruck einzufangen.
Artikelreihe
Foto-Projekt: Blühender Ackerrandstreifen – Teil I
Foto-Projekt: Blühender Ackerrandstreifen – Teil II
Foto-Projekt: Blühender Ackerrandstreifen – Teil III
Foto-Projekt: Blühender Ackerrandstreifen – Teil IV
Ähnliche Artikel:
Der Frühling 2020 ist im Anmarsch
Der Frühling 2020 in Bildern – I
Der Frühling 2020 in Bildern – II
Frühling: Pflaumen- und Kirschbaumblüte
Frühling 2020 – um Ostern – Teil 1
Frühling 2020 – um Ostern – Tulpenzeit – Teil 2
Frühling 2020: Weiß-blau und grün am Karfreitag
Der Frühling 2020 in Bildern: Kirschblüten – III
Frühling 2020: Birnbaum und Apfelbaumblüte
Frühling 2020: Stiefmütterchen
Frühling 2020: Kornblume
Frühling 2020: Klatschmohn
Frühling 2020: Schwertlilie (Iris) als 'Zaungast'
Frühling 2020: Raps, blauer Himmel und grüne Bäume
1. Mai-Impressionen: Unser Öl leuchtet gelb
Mai-Impressionen: Raps- und Apfelblüte
Impressionen vom Sommergarten: Malven, Zinnien und mehr
Impressionen vom Sommergarten: Lilien
Sommer 2020: Oleander in voller Blüte
Reinfall: Gibt keinen mehrfarbig blühenden Hibiskus …
Petunien-Komplementär
Novemberimpressionen: Herbstwald, Wandern am Taunussteig
Anzeige
@Bin leider eingeschlafen und erst um 6:10 wach geworden. Da war es schon zu hell…
Vielleicht als kleine Entschädigung :-)
Super – schönes Foto. Am heutigen Freitag habe ich es geschafft, zur richtigen Zeit wach zu werden und aufzustehen. Digitalkamera war geladen, alles hat super geklappt … und dann war der Himmel voller Wolken – drei Stunden später war er zwar klar, aber es war hell.
Wie sagte Gorbatschow: 'Wer zu spät aufsteht zum Fotografieren, hat das Nachsehen …' oder so ähnlich war es wohl. Ich bezeichne es als 'die Kunst des Augenblicks ..'
Danke :-) Ja, Fotografieren ist manchmal auch Glückssache. Aber mit Geduld und Spucke klappt's dann meistens doch ;-)
@Das Ganze erfolgt nicht aus Jux und Dollerei, denn der Landwirt verzichtet auf den Ertrag aus den angesäten Flächen und nimmt zusätzlich noch Geld für das Saatgut in die Hand.
Leider hat das, da wo ich immer rumlaufe, schon wieder nachgelassen. Dafür hat aber dieses Jahr die Gemeinde damit angefangen, die Streifen zwischen Gehsteig und Strasse in Wohngebieten, die mit Hecken bepflanzt waren, teilweise auszudünnen und streckenweise mit solchen Blütenmischungen zu besähen. Da hat sich in erstaunlich kurzer Zeit eine prächtige Blütenvielfalt entwickelt.
Für mich eine gute Gelegenheit mich an die Insektenmakrofotografie heranzutasten. Die Streifen sind nur ca. 1 m breit, von beiden Seiten gut zugänglich und die Insekten haben das Angebot schon gut angenommen. Leider ist es zur Zeit ziemich windig und das ist natürlich dafür nicht so ideal. Mal sehen wie sich das noch enwickelt.
Aber davon abgesehen wird es auch langsam Zeit, dass da was passiert in der Richtung. Von Jahr zu Jahr kann man beobachten, dass die Nutzwiesen immer grüner werden. Kaum noch Blütenwiesen. Die Bauern mähen zu oft und zu früh, so dass Blumen nicht mehr aussaaten können (imho).