Herbstzeit, Erntezeit und natürlich auch Quittenzeit. Die Quitte ist so etwas wie eine 'vergessene Frucht'. Man kann nicht einfach in die Frucht 'reinbeißen' und diese verzehren. Die Dinger sind steinhart – und ich glaubte viele Jahre, dass Quitten so was wie 'Zierobst', aber giftig, seien (es gibt wohl auch Zierquitten, die in Gärten gepflanzt wurden). Irgendwann, ich weiß nicht mehr genau wann, habe ich dann mit einer Frau Quitten auf dem Markt an einem Obststand gesehen. Gefragt, was das sei und einige Früchte gekauft. Im Nachgang habe ich recherchiert und bin zum Quittenliebhaber mutiert.
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Da gab es in der weiteren Nachbarschaft einen verwilderten Garten, den eine ältere Dame beim Eintritt in den Ruhestand unter ihre Fittische nahm. Sie schnitt ausgetriebene Büsche und brachte das verwilderte Grundstück auf Vordermann. Und im Herbst stand dort eine aus mehreren Backsteinen und einem Brett gezimmerte Bank, auf der Tütchen mit frisch gepflückten Äpfeln und eben Quitten ausgelegt waren. Sie wollte pro Tüte einen Euro in die aufgestellte Kasse des Vertrauens haben.
Da ich mit meiner Frau auf unseren täglichen Spaziergängen an diesem Grundstück vorbei kam, hatte ich im Oktober immer ein oder zwei Euro in der Tasche, und so manche Tüte Quitten ist dann mit nach Hause gewandert. Niemand sonst kaufte die Quitten oder Äpfel, und nun ist das Grundstück wieder verwaist, ich nehme an, die Dame kann vom Alter nicht mehr die Pflege stemmen. Diese Quitten-Quelle ist also versiegt – aber im Hofladen unseres Bauern sowie auf dem Markt findet man diese vergessene Frucht jetzt öfters. Meine Frau kauft meist einige Exemplare, sobald sie angeboten werden.
Die Quitte: Uralte Frucht und fast vergessen
Die Quitte (Cydonia oblonga) gehört zu den Kernobstgewächsen innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Sie wird als Obstbaum kultiviert. Die ursprüngliche Heimat liegt im östlichen Kaukasus und im Transkaukasus. Erste Nachweise über kultivierte Quitten aus dem Kaukasus reichen 4000 Jahre zurück, in Griechenland findet man sie ab 600 v. Chr., bei den Römern ab 200 v. Chr.
(Von Conrad Nutschan at de.wikipedia, CC BY-SA 3.0)
In Mitteleuropa wird sie erst seit dem 9. Jahrhundert, als wärmeliebende Pflanze dort bevorzugt in Weinbaugebieten, angebaut. Dort war mir der Quittenbaum aus dem Rheingau (u.a. aus Rüdesheim) bekannt, denn ich hatte einige Bäumchen auf Besuchen in diesem Ort gesehen.
Inzwischen weiß ich auch, dass hier im Taunus ebenfalls einige Quittenbäumchen stehen – die Tage kam ich an einer vor drei oder vier Jahren angelegten Streuobstwiese vorbei. Dort leuchteten gelbe Früchte von einem jungen Baum und ich dachte 'sind das gelbe Äpfel oder Birnen' und bin näher herangegangen. Dann stellte es sich heraus, dass der Baum bestimmt 20-30 birnenförmige Quitten als Früchte trug. Bin ja mal gespannt, ob dieser Baum in den kommenden Wochen abgerntet wird.
Die Redaktion von feierabend.de hat diesen Artikel der Quitte gewidmet. Die Wikipedia weiß noch, dass Quitten früher auch als Heilpflanze in Verwendung war. Und man legte Quittenstückchen als Duftspender zwischen Wäschestücke. Heute wird die Quitte wohl eher zum Essen (Gelee, Mus) genutzt.
Quittengelee und Quittenmus
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Quittengelee werden die meisten kennen. Kürzlich hörte ich von einer Blog-Leserin, dass sie Quittengelee kocht, wenn sie Quitten geschenkt bekommt. Zufällig stand ein paar Tage später ein Glas Quittenmarmelade auf dem Frühstückstisch. Meine Frau meinte: 'Ich habe es im Biomarkt gesehen, hatte Lust drauf und habe mir ein Glas mitgebracht'. Schmeckte ganz gut, aber ich bin eher ein Fan von Quittenmus.
Daher bringt meine Frau inzwischen im Herbst immer mal wieder Quitten vom Marktstand des Obsthändlers oder aus dem Hofladen unseres Bauern mit. Ich muss die Früchte teilen, schälen und vorbereiten. Daraus kocht meine Frau dann Quittenmus.
(Quittenmus, eigene Aufnahme)
Obiges Foto zeigt die erste Portion Quittenmus für 2020 – frisch und ohne zusätzlichen Zucker gekocht. Sieht fast wie Apfelmus aus (koche ich im Herbst aus Fallobst), wird aber nicht jeder mögen, zumal Quittenmus ein ungewohntes Mundgefühl besitzt. Esse ich sehr gerne zum Nachtisch, wobei ich mir dort eine Prise Zimt drauf gestreut habe. So hat der Herbst auch seine guten Seiten.
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Danke für den Beitrag. In meiner Jugend, 50er und 60er Jahre, konnte man Quitten noch auf den (Wochen-) Märkten finden. Heute, wenn überhaupt, noch in einigen Hofläden auf dem Land.
Damals gab es zu Weihnachten immer Quittenbrot und das Quittenmus wurde als Beilage – anstatt der "ewigen" Preißelbeeren – zu Wildgerichten gereicht.
Ein Tipp: Die Quitte, fein geraspelt, passt wunderbar zu Sauerkraut. Je nach Menge ca. 10-15% Quitten, evtl. etwas Weinessig und Salz hinzufügen und einige Stunden ziehen lassen.
War die Quitte der Auslöser des trojanischen Kriegs?
Kleiner Nachtrag – durch Zufall bin ich auf den englischsprachigen Artikel The quince: The fruit that started the Trojan War? gestoßen.
So was aber auch. Hier habe ich die Tage noch einige Quitten (Fallobst) mit Birne und Apfel zu Quittenmus gekocht. Und beim Gang durch unser Dorf vor 6 Wochen erstmals einen Quittenbaum, hoch wie ein Haus, in einem Hinterhof-Garten entdeckt. Die Quitten fallen aktuell herunter und verfaulen. Mal schauen, ob ich den Besitzer ausfindig machen kann – vielleicht lässt sich was arrangieren.