Auf der Internationalen Raumstation (International Space Station, ISS) gibt es ein Leck im russischen Segment, aus dem Luft entweicht. Die Astronauten haben jetzt diese Stelle mit Hilfe eines Teebeutels lokalisiert und die undichte Stelle per Klebeband notdürftig repariert. Aber es entweicht weiterhin Luft.
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Die Internationale Raumstation ISS ist seit 20 Jahren im All (siehe Jubiläum: 20 Jahre internationale Raumstation ISS) und kommt so langsam in 'die Jahre'. Da geht schon mal was kaputt und muss repariert werden. Es werden auch immer mal wieder Module undicht, so dass die Atemluft langsam aus der Station entweicht.
(Internationale Raumstation ISS, Quelle: NASA, gemeinfrei)
Leck auf der ISS
Über das Leck auf der ISS und dessen Suche hatte ich bereits im August 2020 im Blog-Beitrag Lecksuche auf der Internationalen Raumstation (ISS) berichtet. Die Raumstation verliert ständig Atemluft, nichts lebensbedrohliches, aber etwas, was gefunden und repariert werden muss – es geht ja Druck verloren und die Atemluft muss ersetzt werden. Solche Lecks kommen vor und werden dann gesucht. Die Kontrollstation am Boden hatte das Leck meines Wissens in einem russischen Modul verortet, kannte aber die genaue Lage nicht.
Übersicht der Segmente der ISS, Quelle: Nasa
Brüderchen, haste mal nen Teebeutel
Die Lokalisierung der Leckstelle ist mal wieder ein echter Leckerbissen in Improvisationskunst (erinnert mich an meinen ersten Job als junger Ingenieur in der Luft- und Raumfahrt, wo ich mir auch immer wieder etwas einfallen musste, um die Einhaltung von Spezifikationen für Testanlagen zu verifizieren). Wie kriegst du 400 km über der Erde heraus, wo genau ein Leck ist, wenn dir die betreffenden Geräte und Werkzeuge fehlen? Einen Fahrradschlauch hält man unter Wasser und schaut, wo die Blasen aufsteigen.
Aber auf der ISS geht das nicht. Aber kein Problem, die Astronauten haben einen Teebeutel genommen und in Nähe der vermuteten Leckstelle gebracht. In der Schwerelosigkeit fällt der Teebeutel ja nicht zu Boden, sondern wird von der entweichenden Luft in Richtung der Leckstelle gesaugt. Dieser englischsprachige Artikel greift diese Story auf (siehe obigem Screenshot des betreffenden Tweets).
Reparatur nur teilweise erfolgreich
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Die Reparatur der Leckstelle ist noch abenteuerlicher. Im Falle eines Lochs in einer Sojus-Raumkapsel hatten die Techniker am Boden das Loch mit Kleber abgedichtet, der im Weltraum eintrocknete und ins All geblasen wurde (siehe den Blog-Beitrag Weltraum-Krimi: Das Leck in der internationalen Raumstation). Dort hatten die Astronauten das Loch in der Kapsel zweifach mit Epoxid-Harz versiegelt. Beim Leck im ISS-Modul hat man die bewährte Methode 'nimm Duck-Tape' versucht. Duct Tape ist ein besonderes Isolierband, was in keiner Heimwerker-Kiste und an Bord eines Raumfahrzeugs fehlen darf – weiß man als Ingenieur, wenn man mal in diesem Bereich gearbeitet hat (im Keller habe ich auch eine Rolle, vorsorglich für den Fall, dass ich mal schnell zu einem Raumflug aufbrechen oder das Zeugs für was anderes brauchen kann – Rohrbrüche kann man ggf. auch mit angehen).
Allerdings hat die Methode 'klebe Duct Tape auf das Loch zum Weltraum' nicht ganz funktioniert. Laut TASS wurde Polyurethanschaum (Bauschaum) und Klebeband zum Abdichten verwendet. Der Kosmonaut Anatoly Ivanishin meldete der Bodenkontrolle während eines späteren Kontakts, dass der Druck nach der Reparatur weiter, aber etwas langsamer, abfalle. Die russische Nachrichtenagentur TASS berichtet hier darüber. Der Kosmonaut wird mit "Vielleicht sollten wir es mit harten Pflastern versuchen, die unsere Partner haben? Wir können mit ihnen reden. Das liegt daran, dass das derzeitige Pflaster nicht so effizient ist." zitiert. Ob das russische Klebeband schlechter als das amerikanische Duct Tape ist, oder ob es am Bauschaum liegt, kann ich nicht sagen, es lässt sich im Moment schlecht nachsehen.
Sind sowieso bewegte Zeiten: Diese Woche gab es eine Rauchentwicklung bei einem Experiment im russischen Segment und die Sauerstoffversorgung des Segments war ausgefallen. Die russischen Teile der Raumstation haben nach 2 Jahrzehnten die projektierte Lebensdauer überschritten, wie SPON hier schreibt. Und es gab diese Woche einen Rekord: Drei Raumfahrer sind erstmals per Expressflug binnen 3 Stunden zur Raumstation gelangt (siehe diesen Artikel). So schnelle Flüge gab es bisher nur für unbemannte Versorgungsflüge (siehe mein Blog-Beitrag ISS: Versorgungsflug braucht nur 3 Stunden zur Reise). Spannende Geschichten, die sich immer noch in der Raumfahrt so abspielen.
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