Musik zum Sonntag: David McWilliams – Days Of Pearly Spencer

Plattenspieler mit LP, Word Record Store DayHeute ein Klassiker aus den 60er Jahren, den ich noch immer gerne höre. Wenn der irische Sänder David McWilliams sein "The days of Pearly Spencer – Ahh Ahh Ahh – The race is almost run" bringt, kommen Jugenderinnerungen hoch – und das Leben fällt dir vor die Füße. Denn das Rennen – des Lebens – ist fast gelaufen – auch wenn ich sein besungenes Mietshaus in einer schmutzigen Straße, begangen und getragen von schuhlosen Füßen, nie in meiner Jugend kennen gelernt habe.


Anzeige

Der leider bereits am 8. Januar 2002 an Herzinfarkt verstorbene David McWilliams wurde am  4. Juli 1945 in Belfast geboren, war also quasi Ire. Da Belfast zur Nordirland gehört, gilt McWilliam als britischer Sänger, Songwriter und Gitarrist. 1948 zogen die Eltern Sam und Molly mit ihm nach Ballymena, wo er seine Kindheit verbrachte und eine Ausbildung als Ingenieur in einer Torpedofabrik machte. Wusste ich nicht und dachte mir "Donnerwetter, der Kerl hat dich jetzt geschlagen, in einer Torpedofabrik hast Du ja nicht angeheuert, hat nur zum Flugzeugbau gereicht".

Und dann sind sie da, die wilden 60er Jahre – die ich so nicht bewusst erlebt habe, weil noch zu jung. David nahm ein Demo-Tape auf, worauf er von Mervyn Solomon als Talent gesichtet und an seinen Bruder Philip, Inhaber sowohl des Labels Major Minor Records als auch des Piratensenders Radio Caroline, vermittelt wurde.

Seine Debüt-Single God and My Country wurde 1966 veröffentlicht. Sein größter Hit, The Days of Pearly Spencer (den Text findet man hier), stammt vom zweiten Album aus dem Jahre 1967  und erreichte in der Originalfassung nicht die britischen Top 10. In Deutschland hielt der Song erst 1976 dank einer erneuten Veröffentlichung Einzug in die Charts. Ganz tragisch: 1992 gelang es Marc Almond mit einer Coverversion in die Charts zu kommen – McWilliams erhielt aber keine Tantiemen. Denn McWilliams hatte durch Managementfehler die Lizenzrechte an seiner Musik inzwischen verloren.

So was wie ausbleibende Tantiemen ist mir auch nicht gänzlich unbekannt, auch wenn ich es nie zum Musiker mit Plattenvertrag gebracht habe. Aber ich erinnere mich, dass eines meiner Bücher ins Russische übersetzt wurde und dem deutschen Verlag 6.000 US-Dollar Tantiemen zugestanden wurden. Dann kam Gorbatschows Perestroika und der Putsch, der Boris Jelzin an die Macht brachte. In den Wirren dieser Zeit fehlten dem russischen Verlag schlicht die Devisen, um die vereinbarte Summe auszuzahlen. Ich habe also nie einen roten Heller gesehen – aber – ähnlich wie bei McWilliams – war der Titel gut fürs Renommee – ich hatte ein Buch in russisch – und später auch eine über 1.000 Seiten dicke englischsprachige Fassung, die in diesem Bereich den Standard gesetzt hat – lang ist's her. Das Leben hält halt immer Winkelzüge für dich bereit.

Nun ja, McWilliam muss ein aufreibendes Leben gehabt haben – als Sänger gelang ihm nie der große Durchbruch. Und als ein Herzinfarkt ihn viel zu früh von der Bühne des Lebens abberief, hinterließ er zwei Ex-Frauen und acht Kinder. Also echt, so was wäre mir zu stressig gewesen. Genug geschwätzt – wenn "The days of Pearly Spencer – Ahh Ahh Ahh" zu hören ist, schwelge ich in Erinnerungen, was wir so Ende der sechziger, Anfang der siebziger alles so wollten, kräftig mit Schuhen an den Füßen losgerannt sind – und heute zurückschauen und denken "The race is almost run". Das Stück ist hier auf YouTube abrufbar. Viel Spaß beim Hören.

Plattenspieler mit LP, Word Record Store Day
(Plattenspieler mit LP, Quelle: Pexels/Pixabay CC0 Lizenz)

Ähnliche Artikel:
Musik zum Sonntag (Titelliste)
Musik zum Sonntag: Uriah Heep 'Lady in Black'
Musik der Jazz-Legende Jan Garbarek zum Sonntag
Musik zum Sonntag: Ekseption … Toccata
Musik zum Sonntag: Cockney Rebel – Sebastian
Musik der Jazz-Legende Jan Garbarek zum Sonntag
Candy Dulfer: Lily was here
Musik zum Sonntag: Eric Burdon und The Animals
Musik zum Sonntag: Tito & Tarantula 'After dark'
Musik zum Sonntag: Corey Hart 'Sunglasses at night'
Musik zum Sonntag: Little Eva – The Locomotion
Musik zum Sonntag: Sade – Smooth Operator
Musik zum Sonntag: El Condor Pasa
Musik zum Sonntag: Cat Stevens 'Lady D'Arbanville'
Musik zum Sonntag: Procol Harum – A Whiter Shade of Pale
Musik zum Sonntag: The Champs "Tequila"
Musik zum Sonntag: Dave Brubeck – Take Five
Musik zum Sonntag: Golden Earing – Radar Love
Musik zum Sonntag: Neil Sedaka – "Oh! Carol"
Musik zum Sonntag: Rocco Granata – Marina
Musik zum Sonntag: Noir Désir – Le Vent Nous Portera
Musik zum Sonntag: Toto – Africa
Musik zum Sonntag: The Dead South – In Hell I'll Be In Good Company
Musik zum Sonntag: Otava Yo–About Ivan Groove
Musik zum Sonntag: Alan Stivell – Tri Martolod
Musik zum Sonntag: Janis Joplin – Mercedes Benz
Musik zum Sonntag: The Foggy Dew – Ye Jacobites by Name
Musik zum Sonntag: Sonny & Cher – Little Man
Musik zum Sonntag: The Lords – Poor Boy
Musik zum Sonntag: The Doors – Riders on the Storm
Musik zum Sonntag: Deep Purple – Child in Time
Musik zum Sonntag – The Hooters – 500 Miles
Musik zum Sonntag: Kungs – 'I feel so bad'
Musik zum Sonntag: Mory Kanté – Yéké yéké
Musik zum Sonntag: The Stranglers – Golden Brown
Musik zum Sonntag: Police – Don't Stand So Close To Me
Musik zum Sonntag: Adrian Celentano – Azzurro
Musik zum Sonntag: Bill Withers – Ain't No Sunshine
Musik zum Sonntag: The Lovin' Spoonful – Summer in the City
Musik zum Sonntag: David Bowie – This Is Not America
Musik zum Sonntag: Spliff – Cabonara
Musik zum Sonntag: Nena – Nur geträumt …
Musik zum Sonntag: Grauzone – Eisbär
Musik zum Sonntag: DÖF – Ich düse, düse, düse, düse im Sauseschritt …
Musik zum Sonntag: Kraftwerk – Das Model
Musik zum Sonntag: Puhdys – Alt wie ein Baum
Musik zum Sonntag: City – Am Fenster …
Musik zum Sonntag: Wolfgang Riechmann – Wunderbar


Anzeige

Dieser Beitrag wurde unter Musik abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert